Datierung
1972
Datum der Veröffentlichung
10.03.2023
Ort / geografischer Bezug
München
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Im Jahr der Münchner Spiele gerade mal 17 Jahre alt, hat Ursula Maier noch heute Andenken an das olympische Jahr 1972. Ein Kissen, eine Stickvorlage, zierte nach dem sportlichen Großereignis das Sofa von Ursula, landete aber später im Schrank. Einen kleinen Schallplattenkoffer mit applizierten Olympischen Ringen nutze sie nach den Spielen als Schultasche für die Hotelberufsfachschule und wurde im Laufe der Jahre zu einer liebgewonnenen Memorabilie. Besondere Bedeutung für Ursula Maier aber hat ein Dirndl mit den weltberühmten Ringen im Futter. Denn genau dieses Kleidungsstück trug die junge Frau damals auf dem Weg zur Arbeit. Und dieser Weg führte Ursula geradewegs ins damalige Olympiapark-Hotel. Dort arbeitete sie im Jahr der Olympischen Spiele als Zimmermädchen.
Von den Wettkämpfen allerdings, erzählt sie, habe sie relativ wenig mitbekommen: „Für mich waren die Olympischen Spiele in erster Linie Arbeit.“ Sehr präsent in der Erinnerung von Ursula Maier sind aber die Stunden der Geiselnahme im Olympischen Dorf. Auf dem Weg zu ihrer Arbeit im Hotel sei sie streng kontrolliert worden, erinnert sich die heute 67-Jährige. Im Hotel sei sogar telefonisch nachgefragt worden, ob sie die Person sei, für die sie sich ausgebe. Ein Reporter, erzählt Frau Maier, habe ihr geraten auf sich aufzupassen. Ihre Erinnerungsstücke aber, so viel ist sicher, lassen das Zimmermädchen von einst an die schönen Stunden von Olympia 1972 zurückdenken.
© Münchner Stadtmuseum, Erzählcafé
1972
© Münchner Stadtmuseum, Erzählcafé
1972
Dieser Beitrag entstand im Erzählcafé München 72.
Text von Michael Weilacher, basierend auf einem Interview mit Ursula Maier.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Olympischen Spiele in München wurden 2022 im Erzählcafé München 72 Erinnerungen an das Ereignis gesammelt. Aus diesen Erinnerungen entstanden die ersten Beiträge der Sammlung Online zum Mitmachen!