Die Bavaria: Symbol Bayerns und Meisterwerk der Gusstechnik
Klenze entwarf eine dreiflügelige Säulenhalle, in deren Zentrum eine überlebensgroße Bronzefigur thronen sollte. Der König war von der Vorstellung, die erste bronzene Kolossalstatue seit der Antike zu erschaffen, begeistert. Klenzes Entwurf einer Bavaria im Stil einer antiken Amazone wurde jedoch nicht umgesetzt. Ludwig I. beauftragte den Bildhauer Ludwig von Schwanthaler, der der Figur ab 1837 ihr heutiges Aussehen verlieh. Schwanthaler entwarf eine bayerische Identifikationsfigur, die nicht mehr an antike Vorbilder erinnert. Sie trägt ein schlichtes, fließendes Gewand, ergänzt von einem Bärenfell, hält ein Schwert als Zeichen der Wehrhaftigkeit in der rechten Hand und einen Eichenkranz in der linken, auf dem Sockel wird sie von einem bayerischen Löwen flankiert.
Die eigentliche Herausforderung war der Guss des 18,52 Meter hohen und rund 87 Tonnen schweren Standbilds. Die Ausführung wurde unter der Leitung von Ferdinand von Miller in der Königlichen Erzgießerei an der Nymphenburger Straße realisiert. Die Figur entstand in mehreren Teilstücken, die in einem aufwendigen Hohlgussverfahren gefertigt wurden. Der Transport der gigantischen Bronzeteile war eine Sensation für sich. Eigens dafür konstruierte Wägen brachten sie quer durch die Stadt zum Aufstellungsort der Bavaria oberhalb der Theresienwiese. Die Überführung des Kopfes wurde als festlicher Umzug inszeniert.
Die feierliche Enthüllung der Bavaria fand am 9. Oktober 1850 während des Oktoberfests statt, drei Jahre vor der Fertigstellung der Ruhmeshalle. Die Kunst- und Gewerbetreibenden organisierten einen Festzug zu Ehren von König Ludwig I., der zwei Jahre zuvor bereits abgedankt hatte, und würdigten damit gleichzeitig die Pionierarbeit von Ferdinand von Miller.
Noch heute lässt sich die Bronzefigur innen über eine enge Wendeltreppe besteigen. Durch kleine Öffnungen im Eichenkranz der Bavaria bietet sich ein einzigartiger Blick über die Theresienwiese.