Konvolute der Sammlung Fotografie: Adolphe Braun

Die Sammlung Fotografie stellt den größten Anteil aller Sammlungsobjekte des Münchner Stadtmuseums. Der Bestand von ca. drei Millionen Objekten reicht von den frühen Anfängen der Fotografie im 19. Jahrhundert bis in die digitale Gegenwart; neben Fotografien sind ganze Bildarchive und Spezialsammlungen sowie fotohistorisches Equipment und seltene Fachpublikationen Teil der Sammlung. Die wichtigsten Konvolute – Konvolute sind Gruppen von kunst- oder kulturhistorischen Objekten, die thematisch oder chronologisch zusammengehören – werden hier mit vertiefenden Informationen und repräsentativer Objektauswahl vorgestellt.

Mehr zur Sammlung Fotografie auf der Website des Münchner Stadtmuseums


Adolphe Braun (* 13. Mai 1812 in Besançon; † 1877 in Dornach)

Berufsbezogene Biografie
1812 in Besançon in Frankreich geboren, zog Adolphe Braun 1828 nach Paris, wo er sich zum Zeichner ausbilden ließ. Ab 1843 arbeitete er in Dornach nahe Mülhausen in einem renommierten Textilatelier als erster Zeichner. 1854 stellte er seine ersten Fotografien vor, eine Serie von rund 300 bis 400 Blumenaufnahmen, die 1855 bei der Weltausstellung in Paris neben seinen Zeichnungen ein großes Echo in der Presse hervorriefen.

Ab 1857 entstanden die ersten Stereofotografie-Serien von Nutztieren, Landschaften, dem Elsass und später der Schweiz. 1860 wurde ihm von Napoléon III. das Kreuz der französischen Ehrenlegion verliehen und er wurde zum kaiserlichen Hoffotografen ernannt. Bei der Weltausstellung 1862 in London präsentierte er erstmals großformatige Schweiz-Ansichten. Ab 1864 begann er in großem Stil mit der Reproduktion von Kunstwerken in den bedeutendsten europäischen Museen und Privatsammlungen. Weitere Schwerpunkte seines umfangreichen Werkes bilden die Landschaftsfotografie mit großformatigen Panorama-Ansichten, für die er ab 1865 eine neuartige Panoramakamera verwendete. Des Weiteren fotografierte er häufig die Alpen, Jagdstillleben, Tierporträts und junge Frauen in verschiedenen französischen Trachten. 1866 erwarb er das Patent für das Pigmentdruckverfahren. Mit den sogenannten Kohlefotografien konnte er das Kunstreproduktionswesen revolutionieren und diese in industrieller Produktion herstellen. 1869 wurde Adolphe Braun eingeladen, die Eröffnung des Suezkanals in Ägypten zu fotografieren. Im Deutsch-Französischen Krieg dokumentierte er 1871 die Kriegsschäden von Paris und Belfort.

Von 1872 bis 1885 beauftragte ihn das bayerische Königshaus von Ludwig II. mit Aufnahmen französischer Kunstwerke und Innendekorationen.
1875 entstand das Porträt von Papst Pius IX. in Rom, ein Jahr später wird ihm der Päpstliche Ritterorden des heiligen Gregor des Großen verliehen. Nach seinem Tod im Jahr 1877 bestand das Unternehmen Braun im Familienbesitz bis Mitte des 20. Jahrhunderts fort. Die Negativsammlung des Unternehmens umfasste 33.000 Glasplatten von Kunstwerken sowie 22.000 Städte- und Landschaftsaufnahmen.

Fotohistorische Einordnung des Künstlers
Adolphe Braun zählt über Europa hinaus zu den prägendsten und einflussreichsten Fotografen des 19. Jahrhunderts. Seine Leistung lag im Erkennen von technischen Innovationen, den qualitativ hochwertigen Fotografien, die durch seine effizient strukturierte Firma zur Industrie entwickelt wurde. Das Fotografieunternehmen Ad. Braun & Co. beschäftigte zeitweise mehr als 40 Angestellte, die Reproduktionen von Kunstwerken und Zeichnungen führender europäischer Museen und Privatsammlungen anfertigten. Noch bevor die Firma 1885 die Funktion als offizieller Fotograf des Louvre übernahm, entstanden über 30.000 Aufnahmen von maßgeblich italienischer, niederländischer und französischer Kunst.

Angaben zum Konvolut
Das Konvolut umfasst einen umfangreichen, über die Jahre erworbenen Sammlungsbestand mit ca. 600 Fotografien aus allen Schaffenszyklen, davon etwa die Hälfte digitalisiert.

Ausstellungsgeschichte des Bestands
2017 präsentierte die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums eine große Retrospektive "Ein Europäisches Photographie-Unternehmen und die Bildkünste im 19. Jahrhundert", die in Folge auch im Musée Unterlinden in Colmar unter dem Titel "Das Fotografische Abenteuer, Adolphe Braun" gezeigt wurde. Parallel dazu erschien der Katalog "Adolphe Braun – Ein europäisches Photographie-Unternehmen" herausgegeben von Paul Mellenthin und Ulrich Pohlmann.

 

Teilen

Alle Alben

Zurück