Konvolute der Sammlung Fotografie: Franz Hanfstaengl
Ab 1835 erfasste er über einen Zeitraum von zehn Jahren lithografisch die königliche Gemäldesammlung in der Dresdner Galerie. Bereits 1833 hatte Hanfstaengl in München eine eigene lithografische Anstalt gegründet, die er bis 1868 leitete. 1841 erhielt er in Bayern die Erlaubnis zur Führung des Titels Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaischer Hofrath. 1845 folgte die Ernennung zum außerordentlichen Mitglied der königlichen Akademie der Künste. Durch die Bekanntschaft mit Alois Löcherer begann er sich um 1850 für die Fotografie zu interessieren und eröffnete 1852 im Alter von 48 Jahren ein "artistisch-photographisches" Atelier in München, das er anfangs mit dem Maler Moritz Lotze führte. 1854 dokumentierte er die einzelnen Bauphasen des Münchner Glaspalasts und die dort abgehaltene "Erste Deutsche Allgemeine Industrieausstellung". Auf der Pariser Weltausstellung 1855 stellte Hanfstaengl selbst aus und gewann eine Goldmedaille für seine Fertigkeiten im Bereich der Negativretusche. Bis 1860 war Hanfstaengl in München unangefochten der erste Porträtist der Aristokratie, der etablierten Künstlerschaft und des wohlhabenden Bürgertums. Sein "Album der Zeitgenossen" entstand zwischen 1854 und 1868 und enthielt u.a. Bildnisse von König Max II., Wilhelm von Kaulbach, Justus von Liebig, Franz Liszt und Leo von Klenze. Anlässlich der Weltausstellung in Wien 1873 erhielt er die "Medaille für guten Geschmack für Portrait-Photographien, Reproduktionen und Vergrößerungen". Franz Hanfstaengl fertigte jedoch nicht nur Porträts an, sondern nutzte im großen Umfang die Fotografie als neues Reproduktionsmedium von Kunstwerken. So begann er ab 1864 mit dem Fotografieren von bedeutenden Kunstsammlungen, wie der des Bayerischen Nationalmuseums, der Alten Pinakothek und der Glyptothek, was ab 1860 zu einer Umstrukturierung seiner Kunstanstalt in eine Reproduktionsfirma für Kunst führte. 1868 übergab er das Geschäft an seinen Sohn Edgar (1842–1910), der den Münchner Betrieb als international erfolgreichen Kunstverlag Franz Hanfstaengl mit Filialen in London und New York ausbaute. Das Porträtgeschäft übertrug Edgar seinem künstlerisch begabteren Bruder Ernst. Franz Hanfstaengl wurde 1876 von Ludwig II. zum Ehrenmitglied der Akademie der schönen Künste ernannt.
Fotohistorische Einordnung des Künstlers
Franz Hanfstaengl nimmt unter den bayerischen Fotograf*innen der Frühzeit eine Sonderstellung ein, da er als Lithograf bereits künstlerisch etabliert war, bevor er mit dem Fotografieren begann. Durch die rasche Aneignung der neuesten fotografischen Techniken, gepaart mit der Formensprache eines Kunstmalers mit akademischer Ausbildung, gelang es Hanfstaengl, sein künstlerisches Ansehen auch im neuen Medium fortzuführen. Die Kombination von detailgetreuer Wiedergabe mit den Darstellungsmodi der Barockmaler wie Tizian oder van Dyck wurde schnell populär und Franz Hanfstaengl avancierte zu dem Porträtisten der Münchner Gesellschaft. Neben Würdemotiven wie Säulen oder Draperie waren vor allem persönliche Attribute, welche die Dargestellten näher charakterisierten, typisch für seine Fotografie.
Angaben zum Konvolut
Im Münchner Stadtmuseum befinden sich über 250 Porträts von Franz Hanfstaengl, zumeist 1854 bis 1865 entstanden, sowie Abbildungen von Münchner Künstlerfesten, Aufnahmen des Baus des Münchner Glaspalasts und der Industrieausstellung. In der Sammlung Dietmar Siegert befinden sich weitere zehn Porträts, Fotografien des Atelier Kaulbachs, sowie ein Album mit zehn großformatigen Ansichten Münchens.
Diverse Kunstreproduktionen, Alben und Mappenwerke sowie Geschäftsbücher und Unterlagen des Kunstverlags sind 1985 durch die Stiftung Franz Hanfstaengl in die Sammlung Fotografie (damals Fotomuseum) gekommen.
Ausstellungsgeschichte mit Hinweisen zu Katalogen
Das Buch Heinz Gebhardt‘s "Franz Hanfstaengl. Von der Lithographie zur Photographie", München 1984, erschien anlässlich der gleichnamigen Ausstellung, die vom 1. März bis 29. April 1984 im Münchner Stadtmuseum gezeigt wurde.