Konvolute der Sammlung Fotografie: Josef Breitenbach

Die Sammlung Fotografie stellt den größten Anteil aller Sammlungsobjekte des Münchner Stadtmuseums. Der Bestand von ca. drei Millionen Objekten reicht von den frühen Anfängen der Fotografie im 19. Jahrhundert bis in die digitale Gegenwart; neben Fotografien sind ganze Bildarchive und Spezialsammlungen sowie fotohistorisches Equipment und seltene Fachpublikationen Teil der Sammlung. Die wichtigsten Konvolute – Konvolute sind Gruppen von kunst- oder kulturhistorischen Objekten, die thematisch oder chronologisch zusammengehören – werden hier mit vertiefenden Informationen und repräsentativer Objektauswahl vorgestellt.

Mehr zur Sammlung Fotografie auf der Website des Münchner Stadtmuseums

Josef Breitenbach (* 3. April 1896 in München † 7. Oktober 1984 in New York)
Josef Breitenbach ließ sich 1931 als Porträt- und Zeitschriftenfotograf in München nieder, ab 1932 mit einem eigenen Studio in der Pettenkoferstraße. Ursprünglich absolvierte er sowohl eine technische als auch eine kaufmännische Ausbildung, um den väterlichen Weingroßhandel zu übernehmen und besuchte Vorlesungen und Seminare in Philosophie und Kunstgeschichte (1914–1917).

Als Fotograf Autodidakt waren seine Hauptmotive der Münchner Zeit Porträts von Schriftsteller*innen sowie von Künstler*innen primär aus der Theaterszene, 1932 war er als Bühnenfotograf an den Münchner Kammerspielen angestellt. Daneben entstanden Motive aus dem familiären Bereich und mitteleuropäischen Weingegenden, die er auf Geschäftsreisen besuchte. Aufgrund seiner linkspolitischen Aktivitäten und jüdischen Abstammung musste er 1933 emigrieren, zunächst nach Paris. Dort kam er mit den Surrealisten um André Breton in Kontakt und stellte 1938 auf der Exposition Internationale du Surréalisme neben Salvador Dalí, Marcel Duchamp, Alberto Giacometti, Max Ernst, Pablo Picasso und Man Ray aus und dokumentierte die Ausstellung umfangreich. Daneben war er weiterhin als Theaterfotograf aktiv und dokumentierte die Inszenierungen von Bertolt Brecht.

1939 floh er über Marseille nach New York, wo er seine Karriere als Porträt-, Werbe- und Industriefotograf fortsetzen konnte.

1944 wurde Breitenbach auf Einladung von Josef Albers an das Black Mountain College in North Carolina zu einer Vorlesungsreihe über Fotografie berufen, ein College, dass für seinen fortschrittlichen Unterricht bekannt und dem zahlreiche Künstler im Exil, allen voran Lehrer des aufgelösten Bauhauses angehörten.

Im Jahr 1946 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an (die Deutsche wurde ihm 1938 aberkannt) und er wurde Lehrer an der Cooper Union (bis 1966) und später der New School of Social Reasearch (bis 1969), wo er mit Lisette Model und Marion Palfi zusammenarbeitete. Im Zuge seiner Lehrtätigkeit legte er eine umfangreiche Sammlung von Werken anderer Fotograf*innen an, um den Blick seiner Studierenden zu schulen. Die Sammlung Breitenbachs bildet heute den internationalen Grundstock der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums (verlinken).

Breitenbach reiste viel, zum Beispiel im Auftrag der Vereinten Nationen nach Korea (1952–1953), um dort ein Fotostudio aufzubauen und Natur und Bevölkerung zu dokumentieren. Ab 1956 verbrachte er immer wieder unter wechselnden Auftraggebern die Sommer in Asien.

Fotohistorische Einordnung des Künstlers

Zu Beginn seiner fotografischen Tätigkeit war er stark auf Porträts konzentriert, dabei war ihm stets die Persönlichkeit der Dargestellten wichtig, er vermied, sie zu verherrlichen oder zu stereotypisieren.

Neben traditionellen Verfahren finden Josef Breitenbachs Werke durch ihre ausdrucksstarken und oft stark verfremdeten Inhalte Nähe zur surrealistischen Fotografie. Er probierte sich in verschiedene Techniken, wie Superimpression, Montage, Solarisation, Drucken im Negativ, Fotogramme, abstrakte Farbverfremdungen und Duftfotografie, experimentierte aber auch immer inspiriert durch sein Kunstgeschichtsstudium im Blick auf die Historie.

Angaben zum Konvolut

Es befinden sich über 200 Fotografien in der Sammlung, deren Zugang zwischen 1973–2019 datiert ist. 50 Aufnahmen kamen 1983 ans Haus von Breitenbach persönlich zusammengestellt gemeinsam mit der Stiftung Breitenbach (verlinken); der Bestand wurde stetig durch Ankäufe über Privatpersonen und Auktionshäuser erweitert. Der Großteil des Bestands wurde im Zuge der Ausstellung Josef Breitenbach. Photographien. Retrospektive zum 100. Geburtstag (1997) inventarisiert und digitalisiert.

Fotohistorische Einordnung des hiesigen Bestandes

In der Sammlung Fotografie befinden sich aus allen Schaffensphasen Werke sowie ein Portfolio, das vom Künstler zusammengestellt wurde. Sein gesamter Nachlass liegt in der Sammlung der University of Arizona (Tucson), USA.

Ausstellungsgeschichte

1965 zeigte das Münchner Stadtmuseum eine kleine Auswahl seiner Fotografien in der Präsentation Wanderungen. Im Gedenken an den 100. Geburtstag von Josef Breitenbach richtete das Münchner Stadtmuseum im Jahr 1997 die Retrospektive Josef Breitenbach. Photographien. Retrospektive zum 100. Geburtstag zusammen mit der Staatlichen Galerie Moritzburg, Halle an der Saale aus.

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