Provenienzforschung: Das Schicksal des jüdischen Kunsthändlers Siegfried Lämmle (1863–1953)

Der Münchner Kunsthändler Siegfried Lämmle (1863–1953) hatte sich auf den Handel mit Skulpturen, Kunstgewerbe, Gemälden und Grafiken spezialisiert. Seine 1894 gegründete Kunst- und Antiquitätenhandlung befand sich seit 1922 im repräsentativen Almeida-Palais in der Brienner Straße 51.

Im August 1935 informierten die Nationalsozialisten Siegfried Lämmle über seinen Ausschluss aus der "Reichskammer der bildenden Künste". Im Herbst 1936 begannen Siegfried und sein Sohn Walter Lämmle mit der Auflösung der Kunsthandlung. Sie mussten ihre kostbaren Waren zu Schleuderpreisen verkaufen und der Schließung ihrer erfolgreichen Kunst- und Antiquitätenhandlung zusehen.

Am 30. September 1938 flüchtete Siegfried Lämmle mit seiner Ehefrau Betty in die USA zu seinem Bruder Carl, der als Filmproduzent arbeitete und 1912 die Universal Studios gegründet hatte. Zusammen mit seinem Sohn Walter eröffnete Siegfried Lämmle in Los Angeles die Laemmle Gallery.

Bis 1937 hatte das Münchner Stadtmuseum in mehreren Ankäufen insgesamt 122 Kunstwerke aus dem Besitz von Siegfried Lämmle erworben, darunter ein bedeutendes Konvolut, den sogenannten "Krumpper-Nachlass". Durch die Recherchen des Münchner Stadtmuseums konnten die Erben von Siegfried Lämmle in Amerika mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde in Wien ausfindig gemacht werden. Die Familie stimmte einem Rückkauf der Erwerbungen zu. So konnte der Krumpper-Nachlass als bedeutendes Zeugnis der Münchner Baugeschichte in der Stadt erhalten bleiben.

Das Münchner Stadtmuseum hat die Geschichte der Familie Lämmle in der Ausstellung “Ehem. jüdischer Besitz“– Erwerbungen des Münchner Stadtmuseums im Nationalsozialismus dokumentiert. Zur Eröffnung dieser Ausstellung im April 2018 durfte das Museum zwei Mitglieder der Familie Lämmle aus den USA in München begrüßen.

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