Queeres Ausgehen in München – Preview zur Ausstellung "Nachts. Clubkultur in München"
Kneipen, Clubs und Bars hatten eine zentrale Bedeutung für die Konsolidierung, Solidarisierung und Emanzipierung von Lesben, Schwulen, trans*, inter* und queeren Personen als soziale Gruppe, die sich ihren Platz in der Gesellschaft nach den scharfen Repressionen während des NS-Regimes in den Jahren 1933–1945 erst mühsam wieder erkämpften.
Denn auf die Phase der Biederkeit in der Nachkriegszeit folgte ein Aufleben und Aufbegehren. Auch queere, also von heteronormativen Vorstellungen abweichende Personen, konnten von der Liberalisierung in der Gesellschaft profitieren. Diese offenbarte sich unter anderem auch in einem ausschweifenden Nachtleben. So etablierten sich vor allem im Glockenbachviertel mit den anfänglichen 1970er Jahren eine Vielzahl von queeren Kneipen, Clubs und Bars.
Doch das Ausgehen bedeutete nicht nur Tanzen und Feiern. Abseits von gesellschaftlichen Ausgrenzungen waren es vor allem diese Räume, die ein Beisammensein und Kennenlernen von queeren Personen ermöglichten. Die Selbsterfahrung, Teil einer Gruppe zu sein, legte den Grundstein für eine kollektive Identitätsbildung und den Kampf um gesellschaftliche Sichtbarkeit.
Heute existiert nurmehr ein Bruchteil dieser wichtigen Orte. Vom Barsterben ist die Rede, das nicht nur zurückzuführen ist auf Mieterhöhungen und steigende Ausgaben. Die Art des Kennenlernens hat sich stark verändert. Mit dem Aufkommen von Dating-Apps werden neue Bekanntschaften seltener spontan vor Ort in Bars und Clubs geschlossen, sondern ortsunabhängig online und basierend auf Algorithmen. Dies spiegelt sich in sinkenden Besucher*innenzahlen im Nachtleben wider. Auch die Möglichkeit offen an Orte zu gehen, die von der Mehrheitsgesellschaft besucht werden, haben das Bedürfnis nach geschützten Räumen verkleinert. Und so ist es in München weitaus üblicher geworden, (un)regelmäßige Partyreihen für Queers & Friends in anderen etablierten Clubs und Räumen zu veranstalten. Dies wiederum trägt zu einer weiteren queeren Öffnung von meist stark heteronormativ besetzten Clubräumen bei.