Schaustellerei: Friedländer-Plakate
Die Motive der Plakate spiegeln die Welt der populären Unterhaltungsformen zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhundert und den 1930er Jahren wider. Zu diesen Schaustellungen gehörten auch heute sehr kritisch gesehene Präsentationen des "Fremden", die auf die durch Kolonialismus und Imperialismus gesteigerte Lust am Exotischen reagierten. In den sogenannten "Völkerschauen" wurden Gruppen von Personen aus den europäischen Kolonien unter dem Deckmantel eines "ethnologischen" Interesses "ausgestellt", um ihre scheinbare Lebensweisen in Zoologischen Gärten, im Zirkus, auf Jahrmärkten, Kolonial- und Weltausstellungen sowie Volksfesten zu präsentieren. Zu den genannten Attraktionen gehörten auch die "Abnormitätenschauen" oder "Freakshows", die körperliche Abweichungen von der Norm als das "Andere" oder "Fremde" in Szene setzten. Solche Zurschaustellungen waren auch auf dem Münchner Oktoberfest beliebt.
In der heutigen Museumsarbeit sind solche Sammlungsgegenstände, die Herrschaftsgeschichte des "weißen" Europas und dessen zeitgeschichtliche Perspektive auf den afrikanischen, asiatischen und amerikanischen Kontinent widerspiegeln, Objekte kritischer Reflexion im Sinne der Postkolonialismus-Debatte. Die in diesem Album zu sehenden Objekte beinhalten stereotypisierende und diffamierende Darstellungen und Titel. Wir behalten die Originaltitel aufgrund der historischen Relevanz aber bei und möchten dadurch die Erforschung des Bestandes sowie den kritischen Umgang damit ermöglichen.