Titel / Kurzbeschreibung
Bayerische Spielkarten "König Otto von Griechenland", 36 Blatt komplett, Daus, König, Ober, Unter, 10-6 je Farbe
Datierung
um 1835/40
Objektart
Spielkartensatz
Material
Kupferstich, mit Schablonen koloriert, fester Karton
Maße
9,8 cm x 5,1 cm
Signatur / Beschriftung
Steuerstempel auf Herz-8: "OBERBAYERN" 4K(reuz)ER, gültig 1837–1849
Ausgestellt
nein
Sammlung
Stadtkultur
Inventarnummer
A-Ic/137.1-36
Zugang
Altbestand
Werktext
Zur Datierung: Im Deutschen Spielkartenmuseum Leinfelden-Echterdingen liegt ein gleiches Spiel mit einem früheren Stempel "ISAR KREIS", der bis 1837 in Gebrauch war. Dieser Stempel und die auf Eichel-Daus abgebildete Enthüllung der Otto-Säule im Februar 1834, grenzen die Entstehungszeit des Spieles auf die Jahre 1834 bis 1837 ein.

Das Kartenspiel ist, wie die "Bayerische Hochzeit" von Göbl, in den großen Museumssammlungen (München, New Haven, Leinfelden-Echterdingen, London usw.) regelmäßig vorhanden. Die gestempelten Exemplare belegen, dass das Spiel auch tatsächlich im Handel war. Mindestens ein weiteres ungestempeltes Exemplar ist jedoch noch bekannt.

Der Kanon der Abbildungen ist verwirrend: Obwohl das Kartenspiel das geschichtliche Ereignis der Wahl des wittelsbachischen Prinzen Otto zum König von Griechenland zum Inhalt hat, ist Otto auf keiner Bildkarte abgebildet! Auf Herz-König, Schellen-König und Eichel-König sind die drei ehemaligen Freiheitskämpfer im griechisch-türkischen Befreiungskrieg, Admiral Andreas Miaoulis, General Plapoutas und General Bozzanis abgebildet, als die griechische Abordnung 1832 im Auftrag der Griechischen Nationalversammlung in München dem Prinzen Otto die Griechische Krone angetragen haben (das Oktoberfest 1832 wurde aus diesem Grunde verschoben!).

Die Ober stellen ebenfalls griechische Heiden des Befreiungskrieges dar, z. B. Alexander Ypsilantis (Herz-Ober) und Theodoros Kolokotronis (Eichel-Ober). Herz-Unter zeigt den Metropoliten (Erzbischof) Germanos, der 1821 alle Griechen zum Kampf gegen die muslimischen Türken aufgerufen hatte. Die restlichen Unter zeigen bayerische Soldaten in den für Griechenland entworfenen Uniformen. Die kleinen Bildchen auf den Zahlenkarten erzählen vom Zug der bayerischen Freiwilligen nach Griechenland, von Ottos Landung in Nauplia, dem griechischen Befreiungskrieg und vom Alltag der griechischen Bevölkerung.

Die Tatsache, dass Otto selbst nicht abgebildet ist, auch keiner seiner Minister und Berater in Griechenland, gibt Rätsel auf. Sie lässt jedoch den Schluss zu, dass das Kartenspiel schon sehr früh konzipiert (1832/1833), wenn auch erst 1834 fertiggestellt worden ist. Dafür spricht auch, dass zwar die Landung Ottos in Nauplia gezeigt wird, aber sein Einzug in Athen nicht. An wen es sich als Propagandakarte gerichtet haben soll, ist ebenfalls rätselhaft. Die bayerischen Soldaten in Griechenland? Das griechische Volk? Die Bevölkerung daheim? Möglicherweise war ein Nachfolgespiel angedacht, so dass diese Karten nur der Vorgeschichte gewidmet waren und nebenbei noch die Reise nach Griechenland gestreift worden ist.

Ein Begleitheft bzw. Verpackungsmaterial, das mehr Aufschluss geben könnte, ist bisher nicht aufgetaucht.
Zitiervorschlag / Permalink
Bayerische Spielkarten "König Otto von Griechenland", 36 Blatt komplett, Daus, König, Ober, Unter, 10-6 je Farbe, um 1835/40, Kupferstich, mit Schablonen koloriert, fester Karton, 9,8 cm x 5,1 cm
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