Titel / Kurzbeschreibung
Büste Franz Seraph Hanfstaengl
Datierung
um 1870
Objektart
Büste
Material
Gips
Maße
71 cm x 48 cm x 28 cm
Personen / Institutionen
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
K-2007/151
Zugang
keine Angabe
Werktext
Der Fotograph Franz Seraph Hanfstaengl (1804-1877) vollzog in seiner Karriere den Wandel zu demjenigen Bildmedium, dem das 19. Jahrhundert sein Gesicht verdankt. Zunächst baute der in Baiernrain bei Tölz geborene Kupferstecher eine „Lithographische Anstalt“ auf, mit der er 1833 die Münchner Familientradition als international bedeutender Kunstverlag begründete. Berühmt wurde Hanfstaengl vor allem aber als führender Vertreter der Münchner Fotografie. In seinem 1853 eröffneten Atelier entstand das „Album der Zeitgenossen“, das nach kurzer Zeit bereits 60 Porträtaufnahmen umfasste und zu einer Art who is who der Münchner Gesellschaft wurde. Edgar Hanfstaengl, der das Geschäft seines Vaters übernahm, erweiterte diese „Galerie“ in wenigen Jahren auf über 400 Fotografien. Vergleichbare Porträtserien waren in München auch von Alois Löcherer (1815-1862) und Joseph Albert (1825-1866) bekannt, dem ersten Fotografen des bayerischen Hofs.
Der Wettbewerb unter den bald zahlreichen Münchner Fotografen war weitaus größer als die Auftragskonkurrenz mit den traditionellen Porträtisten. Für Maler und Bildhauer bedeutete die Fotografie, die man 1853 mit dem Wort „Naturselbstcopie“ umschrieb, auch eine Befreiung vom Diktat der möglichst naturgetreuen Nachahmung. Insbesondere behauptete die Büste aus Marmor oder Bronze ihren künstlerischen Rang. Sie blieb nicht nur die kostbarste, sondern auch anspruchvollste Form des Porträts, gerade weil sie den Anspruch erhob, den Charakter einer Person über den Augenblick hinaus widerzuspiegeln. Der Porträtfotograf und Hofrat Franz Hanfstaengl ließ seine Büste dann wohl auch im eigenen Auftrag anfertigen.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 133]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Michael Wagmüller, Büste Franz Seraph Hanfstaengl, um 1870, Gips, 71 cm x 48 cm x 28 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
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