Die gestalterische Idee für die Vase, die in ihrer blockhaften Form und den Reliefmedaillons an mittelalterliche Tierkapitelle erinnert, erschließt sich über das Material. Der Stein stammt aus Solnhofen an der Altmühl. Dort hatten sie zur Zeit des Kura Kalkplatten abgelagert, die für ihre Versteinerung bekannt sind. Weltweit berühmt wurde das 1861 freigelegte Skelett des Urvogels „Archaeopterix“. Hermann Obrist machte sich die Solnhofener Fossilien als scheinbar natürliche Artefakte zunutze. Aus dem Stein formte er kleine Echsen, die als Laufsaurier Compsognathus zu identifizieren sind. Im Sinne der auf Urformen zurückgreifenden Gestaltungstheorien Obrists könnte man von einem paläontologischen Ornament sprechen.
[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008,S. 190]
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst