Zur Zeit des Biedermeier etablierten sich einige „Meubelfabriken“ in München, von denen komplette Zimmereinrichtungen bis hin zum Spucknapf angeboten wurden. Nach dem herrschaftlichen Pomp vorangegangener Epochen zeichnete sich das Sortiment mitunter durch eine Formensprache aus, die im Entwurf so klar ist, dass ihr heute sogar Werke der Neuen Sachlichkeit zur Seite gestellt werden. Besondere Fantasie entwickelten die Möbelentwerfer bei der Gestaltung des „Sophas“ oder Kanapees mit geometrisch geschwungenen Formen, gedrechselten Wülsten und geschweiften Lehnen. Die Entwürfe wurden in Vorlagebüchern veröffentlicht, die Titel trugen wie „Practische Zeichnungen von Meubles im neuesten und geleutersten Geschmacke“. Von solcher Läuterung zeugt auch das ausgestellte Kanapee, bei dem die Stützen zu dekorativen, aber nicht vergoldeten Voluten eingerollt sind. Das Furnierholz zeigt eine sorgfältig ausgewählte und ornamental zusammengefügte Maserung. Das Kanapee trägt die Signatur eines weiter nicht bekannten Möbelbauers „Staudtner“.
Bei den Möbeln des Biedermeier waren die originalen Stoffbezüge von einer oft erstaunlichen Farbigkeit, die in komplementären Werten auf die Wandgestaltung der Räume abgestimmt war.
[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 103]