Prinzregent Luitpold liebte die Jagd und das Militär, er war ein frommer Sohn der römisch-katholischen Kirche und wurde für sein förderndes Interesse an den bildenden Künsten bekannt. Zu den frühen Morgenstunden der Pirsch besuchte er gerne auch die Ateliers der Künstler, die um diese Uhrzeit meist noch schliefen. Für ein großes Reiterdenkmal hat sich der Prinzregent angeblich „lebendigen Leibes“ in Gips Formen lassen. Stolz auf seine muskulöse Figur, die er auch im hohen Alter trainierte, soll er den Poträtbildhauern Gipsabgüsse seiner Beine überlassen haben. Die Modellstatuette Rümanns zeigt den Regenten gänzlich unbekleidet. Sie gilt als eine in dieser Freiheit so vielleicht gar nicht erforderliche Vorarbeit für die Statue, die im Vestibül des Münchner Justizpalastes aufgestellt wurde.
Wilhelm von Rümann (1850-1906) war unter den offiziellen Bildhauern der Prinzregentenzeit einer der erfolgreichsten. Mit der Gunst des Herrschers wuchs der Neid seiner Kollegen. Sein Schüler und Assistent Bernhard Bleeker berichtet: „Rümann und seinesgleichen waren Dekorationsfiguren, sahen gut aus, konnten schwätzen und badeten mit dem Regenten im Badetempel von Nymphenburg“.
[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 197]
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Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Wilhelm von Rümann, Modellstatuette des Prinzregenten Luitpold von Bayern, vor 1897, Gips, 92 cm
x 30 cm
x 30 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
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