Der Ofenschirm, den das Münchner Stadtmuseum 1935 von der Bayerischen Schlösserverwaltung übernommen hat, gehört zu einer Möbelgarnitur, die aus den Charlottenzimmern der Münchner Residenz stammt, deren andere Teile 1950 in das Schloss Johannisburg in Aschaffenburg gelangt sind. Die farbigen Gobelinbezüge auf den Sitzmöbeln mit breiten Bordüren und Stilllebendarstellungen antiker Gefäße auf den Feldern dürften um 1815 in Beauvais entstanden sein. Die Bordüre der Bezüge ist als Rahmen auch um das Stickereibild des Ofenschirms gelegt; dieses zeigt einen Hahn mit einem umgefallenen Korb, dem ein üppiges Blumenbouquet entquillt, welches das Wappen des Königreichs Bayern in der rechten unteren Ecke teilweise überdeckt.
Eine ähnliche Kombination von Stickereibild und Beauvaisbezügen, allerdings auf dunkelgrünem Grund, erkennt man auf einem Aquarellbild des Schlafzimmers des Königs in der Residenz von Wilhelm Rehlen von 1820. Die Möbel sind hier aus Wurzelmaserholz, der Ofenschirm ebenfalls mit Hahn und Blumenkorb zeigt keine Bordüre. Sie werden zuerst im Inventar von 1818 erwähnt und sind eine Lieferung des Hofschreiners Melchior Frank, der die Sitzgarnitur beschreibt: "nach einem vorgegebenen Überzug fassoniert von einer mühsamen Faßon auf alle Seiden geschweift samt halbzircklförmige Armlehne alles von Mah..Maser in Öl geschliffen und bolidiert." (BayHStA Rechungskammer 139, 20.8.1818: "Fauteuils, 4 Sessel, 1 Diva: 255 fl"; Rechnungswiederholung RK 141, 2481, 30.12.1818 und Rechnung für den Maserholzofenschirm 2496, Februar 1819: "15fl.") Die Wurzelmasermöbel des königlichen Schlafzimmers sind später ohne die originalen Bezüge in die Dekanatszimmer von Schloss Berchtesgaden gelangt, wo sie sich heute noch befinden. Die gleiche Bespannung findet sich auch auf Sesseln im ersten Obergeschoss des Fürstenbaus auf der Veste Coburg.
[Hans Ottomeyer (Hg.), Eva Langenstein: Zopf- und Biedermeiermöbel. Katalog der Möbelsammlung des Münchner Stadtmuseums, München 1991, S. 205]