Titel / Kurzbeschreibung
Speerschleudernde Amazone
Objektart
Plastik
Material
Bronze, patiniert
Maße
64,5 cm
Signatur / Beschriftung
Franz Stuck (am Sockel vorne), Gießerstempel C. Leyrer München
Personen / Institutionen
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
K-71/408
Zugang
Ankauf 1971
Werktext
Die Amazone ist die erfolgreichste Figur Franz von Stucks. Weltweit verstreut sind mindestens zwanzig Exemplare bekannt. Vor seiner Villa in Bogenhausen steht bis heute ein lebensgroßer Bronzeguss, den Stuck als Resümee seiner Auseinandersetzung mit der Reiterfigur hatte ausführen lassen.
Den schöpferischen Ausgangspunkt bildete eine antike Athena-Büste aus der Münchner Glyptothek. Stuck besaß einen Gipsabguss von diesem Kopf und machte ihn in einer Graphik für das Plakat der Münchner Sezessions-Ausstellungen zum Signet der „Kunststadt“. Für die speerschleudernde Reiterin saß hingegen eine gewisse Lydia Feez Modell, die geschiedene Frau seines Hauptmanns, die auch vor anderen Münchner Künstlern in Pose ging.
Pallas Athena war die Stadtgöttin Athens und wurde als Beschützerin der Künste verehrt; die Amazonen waren ein sagenhaftes Volk kriegerischer Frauen. Stuck gab beiden mythologischen Vorstellungen in einem Werk Gestalt. Die Statuette entstand in einer Umbruchsphase der Münchner Kunst, als im Jahr 1897 die Wende zum Jugendstil manifest wurde. Seine „Amazone“ wurde in jenen zwei Zeitschriften veröffentlicht, die programmatisch für die neue Stilrichtung waren, in der Münchner „Jugend“ und im Wiener „Ver Sacrum“ (Heiliger Frühling). In beiden Städten war die Figur auf den wichtigsten Ausstellungen der Jahrhundertwende zu sehen. Gleichwohl wäre es verkürzt, die „Amazone“ als ein Initialwerk des Jugendstils zu interpretieren. Der erotische Symbolismus Franz von Stucks hatte seine Wurzeln tief in der Kunst des 19. Jahrhunderts. Ohne die Rezeption der Antike, wie sie insbesondere Arnold Böcklin verstanden hatte, ist die „Amazone“ als Symbolwerk des Fin de siècle nicht denkbar.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 182]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Franz von Stuck, Speerschleudernde Amazone, Bronze, patiniert, 64,5 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
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