Titel / Kurzbeschreibung
Stuhl mit gemalter Maserung, süddeutsch
Datierung
um 1820
Objektart
Stuhl
Material
Kiefer, Ölfarbe (rote Maserierung über gelbem Grund), teilweise schwarz poliert, Bezug: Leder über Gurten und Rinderhaarpolsterung
Maße
96 cm
x 45 cm
x 41 cm
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
M-88/10
Zugang
Ankauf
1988
Werktext
Der Stuhl (im Bild links) ist aus einfachem Kieferholz, doch wird duch die aufgemalte Maserung in Tönen von Rot und Gelb eine Oberfläche von wesentlich kostbarerem Kirschbaum vorgetäuscht. Solche Imitationen sind typisch für die Möbel des Biedermeier. Es war das Zeitalter des Furniers, das vorgab, mehr zu sein. Die Möbel dieser Zeit haben als sogenanntes Blindholz meist einen einfachen Kern, auf den die teuren Furnierhölzer geleimt sind. Die Maserung ist das eigentliche Ornament. In der natürlichen Zeichnung des Holzes ließen sich vielfach kunstvolle Gebilde und anamorphotische Figuren wie Schmetterlinge, Fratzen und Traumgestalten erkennen. In seinem epochalen Roman „Nachsommer“ nennt der auch als Maler und Denkmalpfleger hervorgetretene Schriftsteller Adalbert Stifter (1805-1868) die Furniere „viel schöner als die ungefähre Malerei ausdrücken kann, mein Pinsel kann noch immer nicht den Glanz und die Zartheit und das Seidenartige der Holzfasern ausdrücken“. Exotische Hölzer ließen sich außerdem durch Polituren nachahmen, mit denen einfache Möbel zum Beispiel „auf Mahagoni gebeizt“ wurden. Eine wegweisende Erfindung war die hochglänzende Schellackpolitur, die sich auf alle Holzsorten auftragen ließ.
[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 103]
[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 103]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
