Titel / Kurzbeschreibung
Teekanne mit der Darstellung des Münchner Glaspalasts
Datierung
um 1860
Objektart
Kanne
Material
Porzellan, Goldstaffage und Muffelfarben
Maße
19 cm
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
K-85/2.1
Zugang
Ankauf 1985
Werktext
Die in ihren Formen dem Rokoko nachempfundene und wohl um 1860 in Böhmen entstandene Teekanne ist mit einer Ansicht des Münchner Glaspalasts dekoriert. Mit seiner Eisenkonstruktion wurde das 1854 eröffnete Bauwerk zum Sinnbild der technischen Revolution in Bayern. Als Bildmotiv der Porzellanmalerei erzeugt die moderne Architektur auf der altmodisch verschnörkelten Teekanne jedoch einen Kontrast, der die Regierungszeit König Maximilians II (1848-1864) als inneren Widerspruch kennzeichnet. In einer panischen Furcht vor neuerlichen Rebellionen ließ König Maximilian II den „Tendenzen der Zeit“ nachspüren, um sie für den Erhalt der Alleinherrschaft zu instrumentalisieren. Im selben Maß, in dem er sein Land für eine Modernisierungs durch Wissenschaft und Technik öffnete, förderte König Maximilan II die Pflege von Tracht und Brauchtum. Seine in umfänglichen Aktenbergen dokumentierten Kampagnen sollten zur „Hebung des bayerischen Nationalgefühls“ beitragen, das sich langfristig als das sicherste Pfand zum Schutz der Monarchie einlösen ließ. Der nicht mehr als unverträglich empfundene Kontrast von Traditionalismus und Technologie ist im heutigen Bayern mit dem Schlagwort von „Laptop und Lederhose“ zur Konvention geworden.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 89]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Teekanne mit der Darstellung des Münchner Glaspalasts, um 1860, Porzellan, Goldstaffage und Muffelfarben, 19 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
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