Titel / Kurzbeschreibung
Totenmaske Napoleon Bonapartes
Datierung
um 1833
Objektart
Maske
Material
Gips
Maße
34 cm x 17 cm x 18 cm
Personen / Institutionen
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
K-66/2790
Zugang
Schenkung 1966
Werktext
Die Totenmaske stammt aus dem Besitz des Hofmalers Wilhelm von Kaulbach und steht symbolisch für das zwiespältige Verhältnis der Münchner zum Kaiser von Frankreich. Denn die Königswürde, durch die auch die Stadt seit 1806 ihren Aufschwung nahm, war nicht nur ein Geschenk von Gottes Gnaden. Sie war eine territorialpolitische Idee Napoleons, der eine stabile Monarchie zwischen Frankreich und Österreich installieren wollte. Durch die Heirat seines Stiefsohns Eugène de Beauharnais mit der bayerischen Königstochter Augusta Amalia wurde das strategische Bündnis dynastisch besiegelt. Während der „Befreiungskriege“ wechselte Bayern jedoch die Fronten. Das im Wiener Kongrass 1815 bestätigte Königreich zog als Gewinner in das neugeordnete Europa der Restaurationsepoche ein. Ludwig I. von Bayern ließ keine Gelegenheit aus, das Feindesland zu demütigen. Die Zeremonien zur Einweihung seiner Repräsentationsbauten legte er bevorzugt auf die Jahrestage der sogenannten „Völkerschlacht“ von Leipzig als der großen Niederlage Napoleons. Mit seinen Bauwerken schien der bayerische König wenider die klassischen Bildungserlebnisse seiner vielen Italienreisen einlösen zu wollen, wie vielfach behauptet wird. Die Kunstpolitik ist mindestens ebenso als eine aus der politischen Rivalität entstandene Antwort auf Napoleon zu interpretieren. Die aus der Antike bekannten, aber in Frankreich aktualisierten Bausymbole wie Triumphbogen und Obelisk wurden im „Neuen München“ übernommen, um unter geänderten Vorzeichen die eigene Herrschaft historisch zu legitimieren. König Ludwig I. nannte Napoleon einen „politischen Satan“. Um diese verhassten Dämon aus seiner Familiengeschichte zu verbannen, unternahm er den Versuch, dessen städtebauliches Leistung zu überbieten. Die Maske ist authentisch, was angesichts der zahllosen Devotionalien bis hin zum 2005 versteigerten rechten Eckzahn des Kaisers nicht selbstverständlich ist. Gleich nach dem Tod Napoleon Bonapartes (1769-1821) auf der Atlantikinsel Sankt Helena wurde die Maske von einem englischen Gefängnisarzt abgenommen und in mehreren Serien als ein Werk des korsischen Leibarztes Francesco Antommarchi verbreitet, von dem Kaulbach sein Exemplar persönlich erhalten hat.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 88]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Totenmaske Napoleon Bonapartes, um 1833, Gips, 34 cm x 17 cm x 18 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
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