Der hochrechteckige Schrank mit Doppeltür hat gedrechselte Füße in umgekehrter Glockenform, eine glatte Sockelleiste und ein Karniesprofil als oberen Abschluss. Die Ecken sind gerundet. Breite Wellenprofile bilden den Rahmen des Korpus und die Schlagleiste. Die Türen sind im oberen Teil zu zwei Dritteln verglast, unten auf Rahmen und Füllung geschlossen. Die Schlüssellöcher sind mit einer Metallleiste intarsiert: ein seltener originaler Zustand, denn später wurden in solchen Fällen häufig nachträglich Appliken aufgesetzt.
Profile im Wellenschnitt, die auf der Maschine gefertigt wurden, waren ein Charakteristikum der vierziger Jahre und greifen eine alte Technik des 16. Jahrhunderts wieder auf. In München waren 'Wellengesimse' eine Spezialität des Möbelschreiners Andreas Wirbser, der in der Schulgasse 1 am Stadtsägmühlbach mit mächtigen Wasserrädern seine Säge und Maschinen betrieb.

[Hans Ottomeyer (Hg.), Eva Langenstein: Zopf- und Biedermeiermöbel. Katalog der Möbelsammlung des Münchner Stadtmuseums, München 1991, S. 102]