Titel / Kurzbeschreibung
Der Schild des Herakles
Datierung
1840
Objektart
Relief
Material
Gips, Wachs
Maße
108 cm x 108 cm x 14 cm
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
K-L372
Zugang
Leihnahme
Werktext
Von den Schilden mythologischer Helden sind antike Beschreibungen überliefert, die in der Gelehrtenwelt des 18. Jahrhunderts heftig diskutiert wurden. Gotthold Ephraim Lessing erörterte am Schild des Achill seine These von der Überlegenheit der Dichtung gegenüber den Werken der bildenden Kunst. Auf einem realen Schild sei gar kein Platz gewesen, um die vielen Erzählungen aus Homers Epos „Ilias“ bildlich darzustellen. In der Folge traten einige Künstler den Gegenbeweis an. In England wurde der Schild des Achill rekonstruiert und als eine Ehrengabe für den Duke of Wellington, den Sieger über Napoleon, in Bronze gegossen. Dieser Tradition folgte in München der Bildhauer Ludwig von Schwanthaler (1802–1848). Nach einer fälschlich dem Dichter Hesiod zugeschriebenen Vorlage entwarf er den Schild des Herakles. Schwanthaler verfügte über eine Münchner Gymnasialbildung, war aber kein Altphilologe, der den Text im Original hätte verstehen können. Vermutlich lag ihm die 1794 erschienene Übersetzung von Johann David Hartmann vor: „Hesiod's Schild des Herakles nebst den Schilden des Achilleus und Aeneas von Homer und Vergil“. Schwanthaler verteilte die Erzählungen auf vier konzentrische Kreise, die um eine Drachenschlange gezogen sind. Im ersten Ring habe er die Kampfszenen in Gruppen zusammengefasst, „weil sonst das Ganze überhäuft erscheine, voll ist es ohnehin“. Im zweiten Ring sind Götter wie Ares und Athene zu sehen, im dritten Ring geht es unter anderem um Themen wie Ackerbau, Kornernte und Weinlese. Den Rand bildet der mit Delphinen und Schwänen belebte Ozean, der den Schild als ein Abbild der Weltscheibe umspannt. Über das Wachsmodell wurde am 16. Juli 1840 als „eine Arbeit von vielen Reizen, mit einer großen Menge schöner und lebendiger Darstellungen, und über hundert Figuren“ berichtet. Der Schild wurde 1841 von Ferdinand von Miller in Bronze gegossen und gelangte nach Chatsworth House in die Sammlungen des Duke of Devonshire. Dort ist er noch heute zu besichtigen. 1846 war das Werk „bereits sechsmal in Deutschland und England“ nachzuweisen. Dazu gehören ein Guß für Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in Berlin, ein Exemplar aus dem Städelschen Kunstinstitut im Frankfurter Liebighaus und ein bronzierter Gipsabguss im Bayerischen Nationalmuseum in München.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 123]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Ludwig von Schwanthaler, Der Schild des Herakles, 1840, Gips, Wachs, 108 cm x 108 cm x 14 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/objekt/der-schild-des-herakles-10005151