Titel / Kurzbeschreibung
Der Silberarbeiter Joseph Westermayer im Kreis seiner Familie (Geburtstagskaffee)
Datierung
1847
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Leinwand
Maße
106 cm x 87 cm
Personen / Institutionen
Ausgestellt
nein
Sammlung
Graphik / Gemälde
Inventarnummer
GM-52/86
Zugang
Altbestand
Werktext
Im Jahr 1848 zählte München rund 95.000 Einwohner, von denen 4,230 das Bürgerrecht besaßen. Zu dieser Minderheit gehörte der „Bürger und Silber-Arbeiter“ Joseph Westermayer (1797-1871). er hatte sein bei der Frauenkirche etabliertes Silbergeschäft von seinem Stiefvater übernommen. Zum fünfzigsten Geburtstag ließ er sich im Kreis seiner Familie porträtieren. Das Gemälde gibt Einblick in den festtäglichen Haushalt und verhilft der bürgerlichen Interpretation des Biedermeier zu einem bescheidenen Recht. Die Familie wird weniger durch die gleichförmig ausgefallenen Gesichter der Porträtierten charakterisiert als durch das Interieur. Westermayer definiert sich durch die Attribute, mit denen er sich standesbewusst umgibt. Das sind nicht nur seine Frau und seine Kinder, sondern auch Pretiosen wie die Rokoko-Pendule auf dem Konsoltisch. Sie verweist auf die Herkunft seiner Ehefrau Maria Theresia, die Tochter eines Münchner Uhrmachers war. In den Bildern, die das Wohnzimmer im Hintergrund zieren, finden die bürgerlichen Wertvorstellungen ganz wörtlich eine Überhöhung. So wiederholt die Madonnendarstellung das Motiv der Familienmutter, die das jüngste ihrer sieben Kinder auf dem Arm trägt. Daneben ist eine weitere Familienszene eingerahmt. Hier ist es der König von Bayern, der seine ebenso kinderreiche Familie versammelt hat, um sein neuestes Repräsentationsgemälde zu bewundern, den Einzug seines Sohnes Otto als König von Griechenland in Nauplia. Die Kunstdrucke sind als kommentierende Bilder im Bild zu lesen. König und Kirche setzen im sprichwörtlichen Bündnis von Thron und Altar die Masstäbe, nach denen der bürgerliche Silberschmied seine Familie erzieht. Besondere Erwartungen scheinen auf dem im väterlichen Schulterschluß herangezogenen Sohn zu ruhen, der zu Ehren des Königshauses ebenfalls Otto hieß.
Zur Loyalität mit König Ludwig I von Bayern hatte Westermayer gute Grund. Sein Wohlstand beruhte maßgeblich auf den einträglichen Arbeiten, die er im Jahr 1847 für die „Silber.Kammer“ im Palais der Lola Montez ausgeführt hatte. Dazu gehörte unter anderem ein „silbernes Thee-Service mit vergoldeten Bordüren“, wie es wohl ähnlich auf der gedeckten Tafel mit dem Gugelhupf zu sehen ist. (Ausst.-Kat. Typisch München)
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik / Gemälde
Zitiervorschlag / Permalink
Pangratz Koerle, Der Silberarbeiter Joseph Westermayer im Kreis seiner Familie (Geburtstagskaffee), 1847, Öl auf Leinwand, 106 cm x 87 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik / Gemälde
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/objekt/der-silberarbeiter-joseph-westermayer-im-kreis-seiner-familie-geburtstagskaffee-10003133

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