Der Typ des umbauten Ecksofas, der sonst kaum künstlerische Gestaltung erfährt, sondern der kommerziellen Umsetzung vorbehalten bleibt, ist bei dieser Garnitur des Münchener Hofmöbelliferanten Ballin mit konsequenter Formengebung behandelt. Bestimmte Anregungen scheinen von van de Velde auszugehen wie beispielsweise die geschwungenen, im Knick verdickten Streben, die Form der Möbelfüße und die Hohlkehlen unter den geschweiften Aufsatzbrettern. Die bildfeindliche Gestaltung van de Veldes ist allerdings in den Ballinschen Möbeln aufgehoben. Sie wurden vielmehr um stilisierte Naturformen bereichert. Die Achteckfelder des halbrunden Schränkchens sind mit Blütenmotiven in Zinn eingelegt. Am augenfälligsten sind die Kirschzweige, die als farbige Glasfenster in Rot und Grün in die Vitrinen eingesetzt sind. Weit über das stilisierte Ornament hinaus gehen die beiden als Rahmenfüllung montierten Veduten des Bankaufsatzes. Dabei handelt es sich um Szenen vor der Münchner Oper und um die Abfahrt eines Raddampfers am Starnberger See. Zu der Garnitur gehörten außerdem ein Bücherschrank (Inventar-Nummer M-62/129), zwei Armlehnsessel (M-62/131.1-2), ein Stuhl (M-62/131.3) und ein Rauchtisch (M-62/132). Ein ebenfalls zugehöriger Beistelltisch und ein Schränkchen sind verschollen.

[Hans Ottomeyer (Hg.), Michaela Rammert-Götz: Jugendstilmöbel. Katalog der Möbelsammlung des Münchner Stadtmuseums, München 1988, S. 144]