Titel / Kurzbeschreibung
Grabrelief der Indianerkinder Juri und Miranha
Datierung
um 1824
Objektart
Relief
Material
Bronze
Maße
40 cm x 48 cm
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
K-67/509
Zugang
Altbestand 1967
Werktext
Die Naturforscher Johann Baptist von Spix (1781-1826) und Karl Friedrich Philipp von Martius (1794-1868) traten 1817 eine große Forschungsreise nach Brasilien an. Die Expedition stand in der Nachfolge Alexander von Humboldts und wurde zu einem Renommierprojekt der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Von ihrer Reise brachten Spix und Martius im Dezember 1820 nicht nur exotische Pflanzen und Tiere mit nach München, besonders Affen, Papageien und Insekten. Zur Ausbeute gehörten auch zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, die angeblich in einem Kannibalenstamm aufgewachsen waren. „Außer des schwarzen in die Haut geätzten Zeichens unter der Nase, welches gleichsam die Cocarde seines Stammes ist, fand ich gar nichts befremdendes in seinen recht angenehmen Zügen“, schrieb Johann Andreas Schmeller, der Sprachforscher der bayerischen Mundart, über den Indianerjungen. Die Kinder Juri und Miranha wurden auf die katholischen Namen Johannes und Isabella getauft und sollten nach bayerischen Vorstellungen erzogen werden. Zeitweise habe sich die Königin persönlich um die Kinder gekümmert. Sie blieben ihrer neuen Umgebung gegenüber teilnahmslos und wurden bald krank. Die beiden Indianerkinder starben jeweils im Alter von etwa 14 Jahren kurz nacheinander am 14. Juni 1821 und am 22. Mai 1822 in München. Für die Grabstätte auf dem Alten Südfriedhof schuf Johann Baptist Stiglmaier im Auftrag der Königin Karoline ein Reliefbild. Die nach klassizistischen Vorbildern gestaltete Platte zeigt die beiden idealisiert dargestellten Kindern, denen der kalte Nordwind „Borea“ vehement die Lebensgeister ausbläst. Als Probeguß der neu gegründeten Gießerei zählt das Werk zu den Inkunabeln des Bronzegusses im Königreich Bayern. Der am Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr gepflegte Grabplatz der Indianerkinder wurde zur letzten Ruhestätte des 1896 verstorbenen bayerischen Kultusministers Ludwig August von Müller.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 122]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Johann Baptist Stiglmaier, Grabrelief der Indianerkinder Juri und Miranha, um 1824, Bronze, 40 cm x 48 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/objekt/grabrelief-der-indianerkinder-juri-und-miranha-10010234

Audio-Guides

TypischMuenchen_0030_DE.mp3
TypischMuenchen_0030_EN.mp3
TypischMuenchen_0030_FRZ.mp3
TypischMuenchen_0030_SPA.mp3
TypischMuenchen_0030_ITA.mp3