Zu der Truhe gehört ein darüber angebrachtes Regal (Inventar-Nr. M-62/845.2). Die Sitztruhe ist in einfacher Brettkonstruktion zusammengefügt, wobei die Seitenwangen einen vorgesetzten Fuß haben, und ihre Fläche mit eingekerbten, voneinander abgesetzten Wellenlinien verziert ist. Die seitlichen Gravurlinien finden sich auch auf den Seitenstollen des in Rahmen und Füllung gearbeiteten Regals. Die Komposition des Seitenornaments scheint absichtsvoll. Während unten Kraft- oder Bewegungslinien ein dynamisches Feld andeuten, werden beim Fuß darüber nur wenige kurze Linien angesetzt.
Die abklappbare Vorderlade ist mit einem großflächigen Beschlag überzogen, der in seinen phantastischen, bizzaren Formen an Naturvorbilder erinnert, ohne aber eine bestimmte Wiedergabe anzustreben. Wulstige aufgewölbte Ränder, eine flächenartig angeordnete Gesamtform, unregelmäßig wellige Konturen und gravierte Schlangenlinien als Binnenzeichnung sowie zwei Aussparungen bilden die Bestandteile des Ornaments. August Endell will ganz bewusst keine Naturvorbilder nachformen, sondern die Prinzipien klar abstrahiert wiedergeben.

[Hans Ottomeyer (Hg.), Michaela Rammert-Götz: Jugendstilmöbel. Katalog der Möbelsammlung des Münchner Stadtmuseums, München 1988, S. 113]