Name
Volkskunsthaus Wallach
Lebensdaten
1900–2004
GND-Nr.
Biografie
Als das Münchner "Haus für Volkskunst und Tracht Wallach" 2004 für immer seine Pforten schloss, konnte es auf eine mehr als hundertjährige Zeitspanne seines Bestehens zurückblicken. Gegründet 1900 von den Brüdern Julius und Moritz Wallach aus Bielefeld als "Fachgeschäft für Landestrachten" entwickelte es sich binnen weniger Jahre zu einer der führenden Adressen für Trachtenmode und Stoffe. Ihre oft selbst produzierte Ware wurde international nachgefragt, die Brüder belieferten Modeschöpfer in aller Welt.

Seit 1910 "Königlicher Hoflieferant", überstand das Haus Krieg und Krisen weitgehend unbeschadet. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 war die jüdischstämmige Familie antisemitischen Angriffen ausgesetzt. 1938 wurde Moritz Wallach schließlich unter Androhung von Gewalt gezwungen, das Unternehmen weit unter Wert zu verkaufen.

Nach der Pogromnacht des 9. November 1938 drang die Geheime Staatspolizei (Gestapo) in die Wohnung von Moritz Wallach und seiner Frau Meta ein und beschlagnahmte dort Kunstgegenstände. Dem Ehepaar gelang 1939 die Flucht nach New York. Julius und seine Frau Johanna Wallach emigrierten nach jahrelanger Flucht ebenfalls in die USA.

Der dritte Bruder Max und dessen Frau Melitta wurden zur gleichen Zeit aus Dachau vertrieben. Seit 1939 lebten sie bei Verwandten in Paderborn, von wo aus das Paar 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Zuvor hatten sie erfolglos um ihre Ausreise gekämpft. 1944 folgte die Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz, wo die beiden vermutlich gleich nach der Ankunft ermordet wurden.

Moritz Wallach kehrte 1948 nach München zurück, um die Rückerstattung seiner Firma sowie seines Besitzes zu erreichen. Die amerikanische Militärverwaltung hatte 1946 das Unternehmen dem Arisierer und NS-Profiteur Otto Witte entzogen und unter die treuhänderische Leitung des Textilwarenkaufmanns Max Sedlmayer gestellt, der auch später Geschäftsführer blieb.

1984 wurde das Unternehmen an das Modeunternehmen Lodenfrey verkauft und unter altem Namen fortgeführt.

Die Nachkommen der Familie bemühen sich heute intensiv um die Erhaltung des Andenkens an das Haus Wallach, seine volkstümlichen Stoffe und Muster für die Nachwelt.

Weitere Werke (10):