Glotzt nicht so romantisch – Bertolt Brecht beim Photographen
Die Serie folgt einer hübschen und einfachen, aber suggestiven Dramaturgie: Stumpen entzünden, rauchen, Notizbuch öffnen und notieren (Schriftsteller!), rauchen, frontal stehend in die Kamera blicken, rauchen, versunken auf einem Stuhl sitzen, mal schalkhaft Betrachter*in fixieren und schließlich scheu zur Seite blicken, frontal, von der Seite, von schräg hinten, rauchen.
Der Ledermantel allerdings ist die Hauptrequisite dieser Porträtserie; Ausdruck von Robustheit, Maskulinität, Härte – und Kluft eines Automobilnarren, der seine Fahrzeuge gerne zu Schrott fuhr. Darüber hinaus animieren die Requisiten dazu, darüber nachzudenken, was das Medium Fotografie nicht hergibt: Wie mag das wohl gerochen haben, Körperschweiß, Stumpenqualm und Lederkluft? Bereits ein Jahr zuvor hatte er sich in ähnlicher Kostümierung vom Maler Rudolf Schlichter porträtieren lassen. Das Bild befindet sich heute im Münchner Lenbachhaus.
Fun fact oder Blödsinn? Orientiert man sich an der Knöpfung des Macho-Mantels, so könnte Bertolt Brecht in diesen variantionsreichen Posen eines "proletarischen" Dichters tragen: einen Damenmantel.