Glotzt nicht so romantisch – Bertolt Brecht beim Photographen

Geboren zu Augsburg als Eugen Berthold Friedrich Brecht am 10. Februar 1898, bekannt geworden als Bertolt oder Bert Brecht, gilt er als einer der wichtigsten politischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Die ersten Jahre seiner Tätigkeit als Verfasser von Theaterstücken und Lyrik ("Trommeln in der Nacht", "Bertolt Brechts Hauspostille") verbrachte er in München und dann Berlin. Auch Augsburg gehörte zu seinem Wirkungsfeld ("Die Augsburger Sonette").

So nimmt es nicht wunder, dass er dort 1927 das Atelier des Fotografen Konrad Reßler aufgesucht hat (Bahnhofstraße 24), um Aufnahmen von sich machen zu lassen. Die Glasnegative dieser Sitzung haben sich im Nachlass des Fotografen erhalten und gelangten nach dessen Tod in die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums.

Die Serie folgt einer hübschen und einfachen, aber suggestiven Dramaturgie: Stumpen entzünden, rauchen, Notizbuch öffnen und notieren (Schriftsteller!), rauchen, frontal stehend in die Kamera blicken, rauchen, versunken auf einem Stuhl sitzen, mal schalkhaft Betrachter*in fixieren und schließlich scheu zur Seite blicken, frontal, von der Seite, von schräg hinten, rauchen.

Der Ledermantel allerdings ist die Hauptrequisite dieser Porträtserie; Ausdruck von Robustheit, Maskulinität, Härte – und Kluft eines Automobilnarren, der seine Fahrzeuge gerne zu Schrott fuhr. Darüber hinaus animieren die Requisiten dazu, darüber nachzudenken, was das Medium Fotografie nicht hergibt: Wie mag das wohl gerochen haben, Körperschweiß, Stumpenqualm und Lederkluft? Bereits ein Jahr zuvor hatte er sich in ähnlicher Kostümierung vom Maler Rudolf Schlichter porträtieren lassen. Das Bild befindet sich heute im Münchner Lenbachhaus.

Fun fact oder Blödsinn? Orientiert man sich an der Knöpfung des Macho-Mantels, so könnte Bertolt Brecht in diesen variantionsreichen Posen eines "proletarischen" Dichters tragen: einen Damenmantel.

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