Titel / Kurzbeschreibung
Album amicorum. Stammbuch des Otto von dem Bongart
Datierung
1599–1633, überwiegend um 1600
Objektart
Buch
Material
Weinroter Kalbslederband der Zeit mit reicher Vergoldung über beide Deckel und Rücken sowie gepunztem Goldschnitt; sämtliche Illustrationen in Gouache mit feinster Gold- und Silberhöhung
Maße
15,5 cm x 11,5 cm x 3,8 cm
Personen / Institutionen
Ausgestellt
nein
Sammlung
Mode / Textilien / Kostümbibliothek, Von Parish Kostümbibliothek
Inventarnummer
VPK-2023/26
Provenienz
Im Besitz der Familie von dem Bongart bis 1888.
Letzte Besitzer: Ludwig von dem Bongart (*1819 auf Schloss Paffendorf; † 1878 ebd.) und dessen Frau Melanie geb. Reichsgräfin von Walderdorff zu Molsberg (1829–1888).
Nach deren Tod 1888 gelangte das Stammbuch 1890 in den Buchhandel, vermutlich in Prag; vgl. handschriftliche 3-seitige Abschrift aus dem 19. Jahrhundert aus der Prager Zeitschrift "Bohemia" vom 30.11.1890, die dem Buch beiliegt, darin der Vermerk: "Ein seltenes altes Stammbuch wird uns aus einer Buchhandlung angebo ..."
Letzte Besitzer: Ludwig von dem Bongart (*1819 auf Schloss Paffendorf; † 1878 ebd.) und dessen Frau Melanie geb. Reichsgräfin von Walderdorff zu Molsberg (1829–1888).
Nach deren Tod 1888 gelangte das Stammbuch 1890 in den Buchhandel, vermutlich in Prag; vgl. handschriftliche 3-seitige Abschrift aus dem 19. Jahrhundert aus der Prager Zeitschrift "Bohemia" vom 30.11.1890, die dem Buch beiliegt, darin der Vermerk: "Ein seltenes altes Stammbuch wird uns aus einer Buchhandlung angebo ..."
Zugang
Ankauf
2023
Werktext
Das in einen roten, goldgeprägten Ledereinband der Zeit gebundene Buch im Duodezformat enthält, wie bei Stammbüchern üblich, unter Auslassung einzelner Seiten und in nicht chronologischer Abfolge insgesamt 190 Einträge von Personen, die Otto von dem Bongart während seines Studienaufenthaltes in Padua und Siena 1599–1602, im übrigen Italien und auf seinen späteren Reisen durch Spanien und Deutschland getroffen hat, überdies auch von Verwandten. Die Einträge in deutscher, lateinischer, italienischer und französischer Sprache werden von 89 farbig ausgeführten Geschlechterwappen ergänzt. Unter den eingetragenen Namen befinden sich hochrangige Fürsten und Erzherzöge aus den Häusern Braunschweig-Lüneburg, Württemberg, Bayern und Hohenzollern, Erzbischöfe und Würdenträger des Hl. Römischen Reiches sowie zahlreiche weitere Angehörige des deutschen Adels wie bspw. Battenberg, Bredow, Bülow, Fugger, Metternich, Salm, Schönberg, Stauffenberg, Trauttmannsdorf, Waldburg, Zinzendorf etc.
Das Stammbuch ragt vor allem durch seine 27 bildlichen Darstellungen heraus, darunter 24 Kostümdarstellungen. Sie zieren das Buch in loser Folge und zeigen allesamt italienische Motive, nämlich minutiös beobachtend die Kostüme von Damen und Herren verschiedener Stände und Berufe aus vielen Städten Oberitaliens sowie Rom und Neapel. Darunter befinden sich kulturgeschichtlich interessante Darstellungen wie eine venezianische Prostituierte mit hohen Chopines, eine Dame in einer Sänfte, die von Sklaven mit Halsketten getragen wird , eine Venezianerin, die ihr Haar mit Salzwasser auf einer Terrasse blondiert, der Doge und seine Gemahlin, ein venezianischer Magistrat sowie ein Rechtsgelehrten der Universität Padua, außerdem eine Gemüsebäuerin aus Padua und einer Karnevalsgesellschaft. Hinzu kommt eine Vedute vom Markusplatz in Venedig sowie die sposalizio del mare – die spirituelle Vermählung Venedigs mit dem Meer an Christi Himmelfahrt, in deren Zentrum der Bucintoro, das Staatsschiff des Dogen, steht.
Die Illustrationen sind durchweg von hoher Qualität und außergewöhnlichem Reiz. Mit feinsten Pinselstrichen werden Details der Kleidung wie etwa Stoffmuster, Frisuren und Accessoires wiedergegeben. Sie besitzen somit einen ausgezeichneten Zeugnischarakter für die Mode der Zeit. Alle Motive tauchen auch in anderen Stammbüchern um 1600 auf und lassen sich überwiegend auf Cesare Vecellio, Degli habiti antichi et moderni (Venedig 1590) und ältere Quellen zurückführen. Dennoch wirken die Darstellungen nicht schematisch, sondern höchst originell, v.a. im zeichnerischen Duktus. Wie bei den Wappen ist stilistisch bis auf zwei Ausnahmen von einer ausführenden Hand auszugehen.
Das Stammbuch ragt vor allem durch seine 27 bildlichen Darstellungen heraus, darunter 24 Kostümdarstellungen. Sie zieren das Buch in loser Folge und zeigen allesamt italienische Motive, nämlich minutiös beobachtend die Kostüme von Damen und Herren verschiedener Stände und Berufe aus vielen Städten Oberitaliens sowie Rom und Neapel. Darunter befinden sich kulturgeschichtlich interessante Darstellungen wie eine venezianische Prostituierte mit hohen Chopines, eine Dame in einer Sänfte, die von Sklaven mit Halsketten getragen wird , eine Venezianerin, die ihr Haar mit Salzwasser auf einer Terrasse blondiert, der Doge und seine Gemahlin, ein venezianischer Magistrat sowie ein Rechtsgelehrten der Universität Padua, außerdem eine Gemüsebäuerin aus Padua und einer Karnevalsgesellschaft. Hinzu kommt eine Vedute vom Markusplatz in Venedig sowie die sposalizio del mare – die spirituelle Vermählung Venedigs mit dem Meer an Christi Himmelfahrt, in deren Zentrum der Bucintoro, das Staatsschiff des Dogen, steht.
Die Illustrationen sind durchweg von hoher Qualität und außergewöhnlichem Reiz. Mit feinsten Pinselstrichen werden Details der Kleidung wie etwa Stoffmuster, Frisuren und Accessoires wiedergegeben. Sie besitzen somit einen ausgezeichneten Zeugnischarakter für die Mode der Zeit. Alle Motive tauchen auch in anderen Stammbüchern um 1600 auf und lassen sich überwiegend auf Cesare Vecellio, Degli habiti antichi et moderni (Venedig 1590) und ältere Quellen zurückführen. Dennoch wirken die Darstellungen nicht schematisch, sondern höchst originell, v.a. im zeichnerischen Duktus. Wie bei den Wappen ist stilistisch bis auf zwei Ausnahmen von einer ausführenden Hand auszugehen.
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Mode / Textilien / Kostümbibliothek, Von Parish Kostümbibliothek, erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung
![Leporello: [12 chinesische Porträts auf Reismarkpapier], ca. 1850](/fileadmin/_processed_/a/8/csm_VPK-Papr-B-894_2_Leporello-mit-chinesischen-Portraits_11-ONLINE_4522b0a03f.jpg "Leporello: [12 chinesische Porträts auf Reismarkpapier], ca. 1850")
