Titel / Kurzbeschreibung
Harfe mit sieben Saiten
Datierung
vor 1944
Objektart
Chordophon
Material
Holz, Rinderhaut, Saiten aus pflanzlichem Material (?)
Maße
40 cm x 14,7 cm x 12,3 cm
Personen / Institutionen
Ausgestellt
nein
Sammlung
Musik
Inventarnummer
MUS-43-431
Zugang
Ankauf 1944
Werktext
Bei dieser großen Harfe ist die Form des Resonators beinahe dreiecksförmig und vollständig mit einer Rinderhaut überzogen. Eine Besonderheit stellt die bemerkenswerte Stegkonstruktion dar, das ausschließt, dass dieses Exemplar aus dem ehemaligen Belgisch-Kongo stammt: Beim Bespannen wurde das zugeschnittene Stegbrettchen hochkant auf die Felldecke gestellt, aber mit seinen beiden hakenförmigen Enden in Löcher des feuchten Fells eingewirkt. Beim Trocknen umschloss das Fell diese Haken und zog mit großer Kraft das Stegbrett auf die Decke. Dadurch wölbte sich die Felldecke rund um den Steg, sodass er kaum vom Fell zu unterscheiden ist. Auf diese Weise bildet der Steg eine sehr stabile Leiste und überträgt die Schwingungen der Saiten fast ungedämpft. Auch die Schlingen der Saitenbefestigung in den seitlichen Steglöchern sind in eigentümlicher Weise geknüpft (s. Querschnitt).
Das Einfädeln geschieht im Gegensatz zu den zentralafrikanischen Harfen von oben und außerhalb der Decke, womit die beiden diagonal platzierten Schalllöcher als Zugang zum Korpusinneren hinfällig sind und dementsprechend kleiner gestaltet sind. Der gebogene Hals ist schmal- hochkantig und die einfachen Holzwirbel ragen in einem spitzen Winkel nach oben, was auch eine andere Saitenbefestigung erfordert als bei den kundi-Harfen.
Mit diesem Typus befinden wir uns in der westlichsten Verbreitung von Harfen mit Tüllenschäftung, die wir vielleicht noch in den ardin-Harfen der Tuareg-Frauen fortgeführt sehen können. Aufgrund der besonderen Stegart haben wir es nach der Definition von Hornbostel/Sachs mit einer Zwischenform von „Laute“ und „Harfe“ zu tun. Harfen dieser Bauart finden sich u. a. bei den Matakam in Nordkamerun und werden am Hochofen bei der Eisengewinnung gespielt.
[Ausst.-Kat. Afrikanische Musikinstrumente, hrsg. Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsányi, Berlin 2014, S. 239]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
Zitiervorschlag / Permalink
Harfe mit sieben Saiten, vor 1944, Holz, Rinderhaut, Saiten aus pflanzlichem Material (?), 40 cm x 14,7 cm x 12,3 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/liste/contrib-detail/harfe-mit-sieben-saiten-10018280