Titel / Kurzbeschreibung
Hohe Zylindertrommel mit Schnurpflockspannung
Datierung
vor 1943
Objektart
Membranophon
Material
Holz, Fell, Schnüre
Ausgestellt
nein
Sammlung
Musik
Inventarnummer
MUS-43-390
Provenienz
[...]

o.D.- Dez. 1943 Anton Jertschan (), München

ab Dez. 1943 Städtische Musiksammlung, München, angekauft von Anton Jertschan [Vgl. Inventarbuch]
Zugang
Ankauf 1943
Werktext
Das Fell hat einen Fellreifen von 19 cm Durchmesser, der in Schnurpflockspannung an fünf schräg eingesteckte Holzpflöcke gebunden ist. Bei der Schnurbindung sind jeweils zwei Stränge verdrillt an einen Pflock gehängt. Hinsichtlich der Schnurspannung ist zu beachten, dass 1951 in der Sammlung Musik die vollständig zerstörte Verschnürung neu geflochten und verspannt sowie zwei Keile neu angefertigt wurden und somit die authentische Spannart nicht gewährleistet ist.
Wie bei Objekt 311/Kat. Nr. 127/MUS42245 läuft ein angeschnitztes Zickzackband unter den Pflöcken, hier in drei Bahnen und der Zahl der Pflöcke entsprechend mit fünf nach unten gerichteten Zacken, an denen die bekannten, schablonenhaft geschnitzten Menschenkopf-Masken hängen. Des weiteren findet man auf dem ganzen Korpus abstrakte Figuren mit charakteristischen Flächenschraffuren verteilt, deren Deutung noch aussteht.
Besonderes Merkmal ist hier die seitlich angebrachte Darstellung eines Chamäleons, einer überaus wichtigen mythologischen Figur bei den Akan Völkern, den Ewe und anderen Völkern im Kwa-Sprachraum (I.A.4). Das Chamäleon gilt als Naturgottheit, vielfach auch als Schöpfergestalt und Träger der Geheimnisse des Lebens. Danhin Amagbenyõ berichtet 1960 zu einer Abbildung eines Chamäleons in Abomey, im damaligen Dahomey, dem heutigen Benin:
„Unterhalb dieser Figuren ist ein Chamäleon (lisa) dargestellt, das der Überlieferung zufolge als mawu (Naturgottheit) angesehen wird. Man erzählt, dass nur lisa ursprünglich die Probleme des Lebens und die radikalen Veränderungen, die früher oder später eintreten würden, gekannt habe. Aus diesem Grunde hätten es die Alten prinzipiell abgelehnt, dieses Reptil zu töten. Wo immer man einem Chamäleon begegnete, sang man für dieses Tier ein besonderes Lied und klatschte dazu in die Hände, bis es in seiner langsamen Gangart im Gebüsch verschwunden war“ (Danhin Amagbenyõ für Togo und Mose Yotamu für Côte d’Ivoire, in Kubik 1989, S. 128).
Wie bei der anderen Trommel (Kat. 127) sind auch hier rund um den Fußteil zwölf weitere Menschenmasken angeschnitzt. Dieser Teil der Trommel ist durch Wasser beschädigt, was auch während der Auslagerung der Sammlung Musik nach Schloss Maierhofen in der Oberpfalz bis nach Kriegsende passiert sein könnte. In der Kartei wird darauf hingewiesen, dass es sich hier „vermutlich um ein Ritualinstrument“ handelt.
[Ausst.-Kat. Afrikanische Musikinstrumente, hrsg. Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsányi, Berlin 2014, S. 159 f.]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
Zitiervorschlag / Permalink
Hohe Zylindertrommel mit Schnurpflockspannung, vor 1943, Holz, Fell, Schnüre, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/liste/contrib-detail/hohe-zylindertrommel-mit-schnurpflockspannung-10018251