Titel / Kurzbeschreibung
ilongo (?) – Kleine Tontopftrommel mit Netz-Schnurspannung
Datierung
vor 1943
Objektart
Membranophon
Material
Ton, Fell aus Haut eines Warans, "rattanartige Streifen" [Schnüre ?]
Ausgestellt
nein
Sammlung
Musik
Inventarnummer
MUS-43-363
Provenienz
[...]

o.D.-Dez. 1943 Adolf Westermayer (1904 - ?), München/Brüssel

ab Dez. 1943 Städtische Musiksammlung, München, angekauft von Adolf Westermayer [Vgl. Inventarbuch]
Zugang
Ankauf 1943
Werktext
In der Sammlung Musik werden zwei solcher kleinen Tontopftrommeln aufbewahrt (Objekt 303/MUS-43-363 und Objekt 277/MUS-41-363). Das runde gebauchte Korpus aus Ton ist vom Brennen noch gänzlich mit Asche geschwärzt und weist einfache Rillen- und Zickzackverzierungen auf. Das Fell aus der Haut eines Warans ist wie bei einem Korb mit dünnen rattanartigen Streifen angebunden. Dabei verlaufen die Streifen zunächst direkt durch Löcher im Fellrand und verbinden sie mit einem untenliegenden Gegenspannring aus rundem Rohr in einem Zickzackverlauf bzw. in N-Verspannung. Dieser Gegenspannring sitzt sehr fest auf, da er im Durchmesser kleiner als der Topf ist. Durch zwei weitere quergefädelte Stränge wird die Verspannung zur Netzspannung.
Das Bindematerial kommt aus Flussgebieten wie vielleicht Tchad- See oder Nigerbogen in Mali. Nach Olga Boones Forschungsergebnissen ist diese Trommelart eigentlich bei den Tuareg der Sahara bekannt und könnte sich möglicherweise über die Hausa-Händler in den Süden verbreitet haben. Dieses Exemplar ist in einer Gegend gebaut, wo es kaum Bäume gibt, und lässt daher die Herkunft aus der Sahelzone Afrikas wahrscheinlich erscheinen.
Als Hauptverbreitungsgebiet solcher Tontopftrommeln gibt Boone (1951, Pl. XXXIII/1–14) in ihrer Liste der 14 vergleichbaren Instrumente der Sammlung Musée Royal de l’Afrique Centrale in Tervuren für die heutige Demokratische Republik Kongo die Gegend des großen Sees Lac Mai-Ndombe und auch des kleineren nördlichen Sees „Lac Tumba“ an. Nach Gourlay (1983) ist diese Trommelart bei den Konda, Yembe, Lia-Ibeke und Nkundo verbreitet. Allerdings erwähnt er die Bespannung mit Antilopenfell. Zur Funktion dieser merkwürdigen, an südasiatische Trommeln erinnernden Instrumente erwähnt er, dass sie bei den Konda ein reines Fraueninstrument sei, wo Frauentänze von Musikerinnen begleitet werden. Auch nach de Hen spielen bei den Iyembe (Yembe) nur Frauen die ilongo genannten Trommeln „zur Begleitung von Tänzen und Märschen“; hergestellt werden sie jedoch „von einem Manne“. Die Bemerkung auf der Karteikarte „Totentrommel“ bzw. „Beim Totenkult geschlagen“ sind nicht zu verifizieren.
[Ausst.-Kat. Afrikanische Musikinstrumente, hrsg. Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsányi, Berlin 2014, S. 155]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
Zitiervorschlag / Permalink
ilongo (?) – Kleine Tontopftrommel mit Netz-Schnurspannung, vor 1943, Ton, Fell aus Haut eines Warans, "rattanartige Streifen" [Schnüre ?], Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/liste/contrib-detail/ilongo-kleine-tontopftrommel-mit-netz-schnurspannung-10018264