Titel / Kurzbeschreibung
kundi – Harfe aus Ebenholz mit vier Saiten – mittelgroß
Datierung
1900–1950
Objektart
Chordophon
Material
Ebenholz, Phython-Schlangen-Haut, Saiten aus pflanzlichem Material (?); drei der Wirbel nachträglich in der Sammlung Musik nachgefertigt
Maße
24,3 cm x 11,1 cm x 8,9 cm | 4,4 cm
Personen / Institutionen
Ausgestellt
nein
Sammlung
Musik
Inventarnummer
MUS-43-339
Zugang
Ankauf 1943
Werktext
Das schiffchenförmige Korpus ist gänzlich mit einer Python-Schlangenhaut bedeckt. Der Saitenträger aus Ebenholz steckt in einer kurzen Tülle und hat eine unregelmäßige Bogenform. Am Ende sieht man einen angeschnitzten Mangbetu-Kopf mit der typischen Kopfdeformation. Diese kleine Harfe hat nur vier Saiten, obwohl die Standardanzahl bei den Azande und Mangbetu immer fünf ist und auch bei den Touristenprodukten meist eingehalten wird. Von den Wirbeln sind drei in der Sammlung Musik nachgefertigt worden.
In derselben Weise, wie Elfenbein als Material insbesondere während der kolonialen Periode Symbolbedeutung hatte, so war es auch mit Ebenholz als oppositionelles Element einer Schwarz-Weiß-Dichotomie. Für die Schnitzer, die sehr bald lernten, auf die Eigenheiten der europäischen kolonialen Psyche einzugehen und daraus Kapital zu schlagen, bot sich Ebenholz als Schnitzmaterial an. In späteren Jahren wurde in der Schnitzkunst von nichtmusikalischen Objekten, im Rahmen der sich entwickelnden Airport Art, das schwarze Material dann dominierend und ab den 1950er und 60er Jahren durch die in den USA anlaufende Bewegung des Black is beautiful bestärkt. Die Kopfdarstellungen zeigen Mangbetu mit dem typischen Merkmal der Kopfdeformation. Dieser Mangbetu-Brauch wird durch verschiedene Bandagierungstechniken bei Kindern im heranwachsenden Alter erreicht, sodass zahlreiche Erwachsene weit nach hinten hochragende Schädel besaßen.
[Ausst.-Kat. Afrikanische Musikinstrumente, hrsg. Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsányi, Berlin 2014, S. 237]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
Zitiervorschlag / Permalink
Azande / Mangbetu, kundi – Harfe aus Ebenholz mit vier Saiten – mittelgroß, 1900–1950, Ebenholz, Phython-Schlangen-Haut, Saiten aus pflanzlichem Material (?); drei der Wirbel nachträglich in der Sammlung Musik nachgefertigt, 24,3 cm x 11,1 cm x 8,9 cm | 4,4 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/liste/contrib-detail/kundi-harfe-aus-ebenholz-mit-vier-saiten-mittelgross-10018197