Titel / Kurzbeschreibung
Modell des Anwesens Theatinerstraße 38/39
Datierung
um 1904
Objektart
Modell
Material
Holz, Gips, verschiedene Materialien
Maße
131 cm x 175 cm x 54 cm
Ausgestellt
ja
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
M-Mod92/1
Zugang
Altbestand
Werktext
Das Modell zeigt ein im Kern auf das 14. Jahrhundert zurückgehendes, vielfach erneuertes und 1904 abgebrochenes Doppelhaus an der Theatinerstraße. Es lag zwischen Feldherrnhalle und der Einmündung der Perusastraße und war im 17. Jahrhundert als Adresse einiger Münchner Bildhauer bekannt, darunter von Christoph Angermayr und Andreas Faistenberger. Das wohl kurz vor dem Hausabbruch entstandene Schnittmodell wurde angefertigt, um die unhygienischen Verhältnisse des alten Münchner Abwassersystems zu demonstrieren. Die Hausabwässer flossen noch im 19. Jahrhundert mit dem Regen in ungedeckte Straßengräben ab. Daneben gab es Gruben, in denen flüssige wie feste Abfälle entsorgt wurden. Sie verseuchten das Erdreich und schließlich auch das Grundwasser, das die Bewohner aus Trinkbrunnen schöpften. Unter solchen Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten wie Typhus und Cholera schnell ausbreiten.
Der über ganz Europa hereinbrechende und als „asiatische Brechruhr“ gefürchtete Cholera morbus erreichte München und Umgebung in drei großen Schüben. Im Sommer 1854 starben fast 3.000 Menschen an der Durchfall-Krankheit. Das prominenteste Opfer war Königin Therese von Bayern, die Ehefrau Ludwigs I. Vermehrt traten Todesfälle in Gebäuden auf, unter denen die Abwässer aus Dunggruben, Schwindgruben und Abtritten versickerten. Darauf hatte Max von Pettenkofer (1818-1901) von der Münchner Universität hingewiesen. Seine Theorien wurden durch die Forschungen von Robert Koch später zwar widerlegt. Doch setzten sie in den großen Städten Deutschland eine grundlegende Sanierung der Wasserversorgung in Gang. In München hat man sich „gegen die zwangsweise Einleitung der Hauswässer“ lange gesträubt. Im Jahr 1881 begann die Stadt ein flächendeckendes Kanalisationssystem aufzubauen, das bis heute ständig erweitert und modernisiert wird. Seit 1883 wird München mit qualitativ hochwertigem Quellwasser aus dem Mangfalltal versorgt. Hausabfälle wurden nach einer Verordnung von 1891 in geschlossenen Behältern gesammelt und zweimal in der Woche von Müllkutschern abgeholt.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 141]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Modell des Anwesens Theatinerstraße 38/39, um 1904, Holz, Gips, verschiedene Materialien, 131 cm x 175 cm x 54 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/liste/contrib-detail/modell-des-anwesens-theatinerstrasse-3839-10014294