Titel / Kurzbeschreibung
pliéwo / ngedkre (?) – Einfellige Konustrommel mit Pflockspannung
Datierung
1940 ca.
Objektart
Membranophon
Material
Holz, Ziegenfell
Maße
| 63,8 cm | | |
Ausgestellt
nein
Sammlung
Musik
Inventarnummer
MUS-84-40
Provenienz
[...]

o.D.-Jun.1984 Bernhard Weimer (), München

ab Jun.1984 Städtische Musiksammlung, München, erworben [Schenkung?] von Bernhard Weimer [Vgl. Inventarbuch]

 
Zugang
Schenkung 1984
Werktext
Das Trommelkorpus ist aus einem Stück geschnitzt und besteht aus einem skulptierten Fußteil und aus der darüber platzierten eigentlichen Trommel. Da das Korpus unten geschlossen ist, handelt es sich klassifikatorisch um eine Pauke.
Das Ziegenfell ist etwa 10 cm über den Rand gezogen und wird von fünf starken Holzpflöcken festgehalten. Hier wurden die schwarzweißen Haare des Ziegenfells nicht abgeschabt. Damit das Fell bei der Bespannung im feuchten Zustand und besonders beim Trocknen und Membranophone 137 Zusammenziehen nicht an den Haltepflöcken verrutscht, wurde ein Fellstreifen rund um den Rand über das Fell gezogen und jeweils um die Haltepflöcke gewickelt. In der Fellmitte sind noch Spuren einer Stimmpaste zu erkennen. Unterhalb der Pflöcke befindet sich am Trommelkorpus ein für die Schnurpflockspannung typischer geschnitzter Ringwulst, der die darunter befindliche Ebene mit Schnitzmotiven trennt. Die verschiedenen Motive sind auf glattem Untergrund geschnitzt und stellen ein Krokodil dar, das von einer Schlange in den Vorderfuß gebissen wird, sowie, jeweils übereinander stehend, zwei Kühe und zwei Esel.
Der Fußteil ist in Form einer auf einem Schemel sitzenden Frauenfigur gestaltet, wobei die zwei vorderen Füße zur Frauenfigur und die hinteren zum Schemel gehören; einer dieser Füße war abgebrochen und wurde ersetzt. Sie trägt das Trommelkorpus auf dem Kopf, eine Szene, die im internationalen Kunsthandel – in Ermangelung näherer Informationen und aus der antiken griechischen Architektur entlehnt – oft mit „Karyatide“ bezeichnet wird. Sie zeigt Zeichen der Fruchtbarkeit wie große Brüste und einen gewölbten Bauch, trägt aber auch die Habe der Jäger.
Wie bei vielen solchen Trommeln in den Museen trifft auch hier zu:
„She supports a drum shaped like the mortar in which she pulverizes the grain which is the foundation of all meals – reprising her role as support of her family and village, a model of the Senufo world. The images carved on the drum represent bush spirits, recalling Senufo cosmology and reminding human observers of their dependence on the forces of nature“ (Nach Anita Glaze, Art and Death in a Senufo Village, Indiana 1981).
Pliéwo-Trommeln werden in verschiedenen rituellen Kontexten gebraucht, unter anderem auch von dem tyekpa genannten Bund der Frauen (manchmal als Totenkult-Geheimbund bezeichnet). Dort werden sie von Frauen zur Erinnerung an verstorbene Mitglieder gespielt, aber auch, um ihre Verpflichtungen für die Gemeinschaft zu bekräftigen oder Frauen von hohem Status in öffentlichen Zeremonien zu ehren.
[Ausst.-Kat. Afrikanische Musikinstrumente, hrsg. Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsányi, Berlin 2014, S. 142 f.]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
Zitiervorschlag / Permalink
pliéwo / ngedkre (?) – Einfellige Konustrommel mit Pflockspannung, 1940 ca., Holz, Ziegenfell, | 63,8 cm | | |, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/liste/contrib-detail/pliewo-ngedkre-einfellige-konustrommel-mit-pflockspannung-10020227