Titel / Kurzbeschreibung
Porträtkopf Thomas Mann
Datierung
1918-1919
Objektart
Plastik/Skulptur
Material
Bronze, Steinsockel
Maße
45 cm x 18 cm x 22,5 cm
Signatur / Beschriftung
Thomas Mann (am Sockel), H. Schwegerle 1919 (am Kopf links unten), K. Hetzner 1919 (an der Bronze-Sockelplatte)
Personen / Institutionen
Ausgestellt
nein
Sammlung
Angewandte Kunst
Inventarnummer
K-78/156
Zugang
Ankauf 1978
Werktext
Nach der Übersiedlung aus Lübeck 1894 lebte Thomas Mann bis 1933 in München. Seine Auseinandersetzung mit der Stadt reicht über die frühe Novelle „Gladius Dei“ weit hinaus. In den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ von 1918 heißt es : „München ist die Stadt der angewandten, und zwar der festlich angewandten Kunst, und der typische Münchner Künstler immer ein geborener Festordner und Karnevalist.“ Im „Doktor Faustus“ von 1947 stellte er der Stadt die Diagnose einer in „Gemütskrankheit“ verwandelten „Gemütlichkeit“. Die politische Relevanz solcher Gemütslagen war ihm in den zwanziger Jahren deutlich vor Augen getreten. Im November 1926 sprach Thomas Mann auf der Kundgebung „Kampf um München als Kulturzentrum“ in der vollbesetzten Tonhalle an der Türkenstraße. In seiner Rede ging er auf größtmögliche Distanz zum „Mir-san-g'sund-Standpunkt einer patriotischen Provinzstadt“. Der scheinbar harmlose Begriff vom Münchner „Gemüt“ berge eine eminente Bedrohung: „Das Gemüt, wenn es nicht von einem guten Verstande kontrolliert wird, kann zu einer großen Gefahr, einer Weltgefahr werden. Der Mord an Walther Rathenau, der tun wollte, was heute mit der Zustimmung aller nicht ganz Verbohrter doch geschehen muß, war auch eine Tat des Gemütes; nur war sie hirnverbrannt. Und wenn eines Tages Europa sich selbst umgebracht haben wird, so wird auch das ein Selbstmord aus tiefstem Gemüt gewesen sein.“
Keine sieben Jahre später wurde Thomas Mann im März 1933 nach einer Rede über Richard Wagner zur Zielscheibe von Münchner Künstlern und Komponisten, die sich der nationalsozialistischen Herrschaft angedient hatten. Durch ein gemeinsames Protestschreiben haben sie Thomas Mann derart diskreditiert und bedroht, dass er nicht mehr von einer Lesereise im Ausland zurückkehrte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Thomas Mann nur noch zu Besuchen und zu Vorträgen nach Deutschland. Er starb 1955 in Zürich.

[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 247]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Hans Schwegerle, Porträtkopf Thomas Mann, 1918-1919, Bronze, Steinsockel, 45 cm x 18 cm x 22,5 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
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