Ferdinand von Miller d.Ä. (1813-1887) wurde 1844 zum Inspektor der Königlichen Erzgießerei ernannt. In seiner Karriere zeichnet sich beispielhaft die Entstehung eines Münchner Großbürgertums ab, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend in die politische Verantwortung trat. Auch in seiner äußeren Erscheinung, die auf der Büste von Paul Sayer (1832-1890) festgehalten ist, wurde Miller zum Inbegriff eines öffentlich angesehenen und politisch aktiven Unternehmers, der sich in besonderer Weise dem Gemeinwohl verpflichtet fühlte- Als Abgeordneter in verschiedenen Parlamenten engagierte sich Miller besonders für die Belange der Künstler, des Kunstgewerbes und der Zollpolitik. Seine Argumentation trug nationaldeutsche Züge, die in einem gewissen Widerspruch zu seinen Ausgangspositionen als Vertreter bayerisch-ultramontaner Interessen standen. Seit 1856 war Miller Gemeindebevollmächtigter der Stadt München, bis er 1869 als Mitglied der Bayerisch Patriotischen Partei in den Bayerischen Landtag einzog. Von 1874 bis 1881 saß er als Zentrumsabgeordneter im Berliner Reichstag. Nach dem Deutschen Krieg von 1866, der zum Ausscheides des mit Bayern verbündeten Österreichs aus dem Deutschen Bund führte, und nach dem preußisch-deutschen Sieg über Frankreich 1871 war Miller zu mehr als einem nur pragmatischen Anhänger der Nationalidee geworden. In eingängiger Sprachregelung hieß das: Liebe zur bayerischen Heimat und zum Haus Wittelsbach, „ideale Begeisterung“ für Kaiser Wilhelm und das Deutsche Reich.
[Ausst.-Kat. Typisch München! Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, hrsg. von Wolfgang Till und Thomas Weidner, München 2008, S. 129]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
Zitiervorschlag / Permalink
Paul Sayer, Büste Ferdinand von Miller, um 1885, Bronze, 70 cm
x 60 cm
x 30 cm, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Angewandte Kunst
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/objekt/bueste-ferdinand-von-miller-10162289