Titel / Kurzbeschreibung
mukupiela / mukupela – Zweifellige Doppelkonus-/Sanduhrtrommel mit Nagelspannung
Datierung
1701 ca.
Objektart
Membranophon
Material
Holz, Felle, Lederschnüre; Bambus, Papiermembran [nachgebildet in der Sammlung Musik]
Personen / Institutionen
Ausgestellt
nein
Sammlung
Musik
Inventarnummer
MUS-57-96
Provenienz
[...]

o.D.-Dez. 1957 Ludwig Bretschneider (19.11.1909-?), München

ab Dez. 1957 Städtische Musiksammlung, München, angekauft von Ludwig Bretschneider [Vgl. Inventarbuch]

 
Zugang
Ankauf 1957
Werktext
Das einzige Exemplar dieses Trommeltypus in der Sammlung Musik ist im südlichen Zentralafrika wie Angola oder Zambia bestens bekannt. Von der Form her zu den Sanduhrtrommeln (s. u.) gehörend, führen wir sie hier der Fellspannung entsprechend unter der „Nagelspannung“. Sie besteht aus einem als Doppelkonus geschnitzten Korpus, an dessen enger Taille vier Griffhenkel angeschnitzt sind. Die Korpusoberfläche ist an den breiten Teilen mit Gravuren verziert, ursprünglich war das Instrument auch bemalt.
Weniger auffällig ist das Schallloch mit einem Durchmesser von 3–3,5 cm. Dies ist nun nicht einfach ein Schallloch, sondern darin steckte einmal ein Kalebassenstück, das mit einer dünnen Membran aus Spinnenkokon verklebt war. Seine Funktion war, eine sympathische Resonanz zu erzeugen und der Trommel ihren eigenartigen näselnden Klangcharakter zu geben, der fast an die Schnarrsaiten bei anderen Trommelarten erinnert. Leider ist dieses für die mukupela-Trommeln so wesentliche Element hier verlorengegangen und wurde der Anschaulichkeit halber, wie auf dem Foto zu sehen, mit einem Bambusrohr und einer dünnen Papiermembran in der Sammlung Musik nachgebildet.
Die beiden Felle dieser Trommel sind mittels Nagelspannung in identischer Weise befestigt. Die geraden und etwa einen halben Zentimeter dicken kleinen Holznägel ohne Kopf sind durch ein weiteres Lederband hindurch eingeschlagen. Ob das bespielbare Fell noch zusätzlich angeklebt war, ist schwierig festzustellen.
Doppelkonustrommeln dieses Typus waren bei den Bakuba, Baluba, Balunda, Tucokwe, Valucazi und vielen anderen ethnischen Gruppen in der südlichen Demokratischen Republik Kongo sowie in Ost-Angola unter Namen wie mukupela oder mukupele und Varianten dieser Bezeichnung bekannt. In diesem großen Kulturraum gehörte sie ebenso wie Doppelglocken und andere Musikinstrumente zu den Paraphernalia zahlreicher traditioneller Autoritäten, also von Häuptlingen. Der Stil der Gravuren dieser Trommel wie auch die Bemalung sprechen allerdings nicht für die Bakuba als engerem Herkunftsraum.
Die Einrichtung von Mirlitons aus Spinnwebkokons bei Trommeln ist im südzentralafrikanischen Raum weiter verbreitet als die mukupela. Solche Einrichtungen sind auch aus dem unteren Zambezi-Tal von den Asena und benachbarten Gruppen bekannt, wo die chimbereka-Trommel eine derartige Vorrichtung besitzt. Andere Elemente dieses Trommeltypus weisen nach Ostafrika. Dort sind Doppelkonustrommeln, die oft auch einen Griff besitzen, besonders als Fraueninstrumente (etwa bei den Wagogo, vgl. Kubik 1982) verbreitet. Es ist möglich, dass sich die mukupela aus diesen „Frauentrommeln“ entwickelt hat und in einer matrilinear organisierten Gesellschaft, wie im Süden der Demokratischen Republik Kongo und in Ost-Angola, dann ein Häuptlingsinstrument wurde.
[Ausst.-Kat. Afrikanische Musikinstrumente, hrsg. Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsányi, Berlin 2014, S. 147 f.]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
Zitiervorschlag / Permalink
Ba-Kuba, mukupiela / mukupela – Zweifellige Doppelkonus-/Sanduhrtrommel mit Nagelspannung, 1701 ca., Holz, Felle, Lederschnüre; Bambus, Papiermembran [nachgebildet in der Sammlung Musik], Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/objekt/mukupiela-mukupela-zweifellige-doppelkonus-sanduhrtrommel-mit-nagelspannung-10018482