Titel / Kurzbeschreibung
bàtá, omele abo (?) – Zweifellige Konustrommel mit U-Spannung
Datierung
vor 1961
Objektart
Membranophon
Material
Holz, Fell, Lederriemen
Maße
|
Personen / Institutionen
Ausgestellt
nein
Sammlung
Musik
Inventarnummer
MUS-61-77
Provenienz
[...]

o.D.-März 1961 Ludwig Bretschneider (19.11.1909-?), München

ab März 1961 Städtische Musiksammlung, München, angekauft von Ludwig Bretschneider [Vgl. Inventarbuch]

 
Zugang
Ankauf 1961
Werktext
Die Trommel aus dunklem schwerem Holz ist konisch gestaltet und erweitert sich wieder leicht zur schmalen Seite. Große und kleine Fellseite werden bespielt und in gleicher Weise hergestellt. In die Felle ist ein Reifen eingearbeitet. Dazu wird der Ring auf das feuchte Fell gelegt und der überstehende Rand um den Ring nach innen geschlagen. Beim großen Fell wird durch den großen Überstand und dem auf gleicher Höhe mit der Korpuskante befindlichen Wickelreifen ein Faltenlegen des weit überstehenden Randes notwendig, der über die Hälfte des Fellradius reicht und bei unserem Instrument nicht zurückgeschnitten ist (s. Zeichnung oben). Eine spezielle Führung des Lederriemens spannt nicht nur das Fell, sondern befestigt es zugleich um den Wickelreifen. Dies sei am Beispiel für eine einzige Stelle beschrieben: Zunächst werden durch die zwei Felllagen Löcher innerhalb des eingeschlossenen Ringes gebohrt. Dann wird langer breiter Lederriemen durch das Loch geführt, verläuft nach unten zum Gegenspannfell und wieder nach oben, wobei er einmal verdrillt wird. Oben angekommen, zieht man diesen Strang über den Wickelreifen, aber unter den vorangegangenen Strang. Diese Bindung bewirkt eine Kraftübertragung direkt auf den stabilen Wickelreifen und schont das Loch im Fell, das dort leicht aufreißen kann. Der Strang wird dann in der Richtung weitergeführt und dieselbe Aktion beginnt von Neuem. Beim kleinen Fell erfolgt die Anbindung in gleicher Weise, allerdings ist hier der Wickelreifen unter die Korpuskante gezogen und der Fellüberstand abgeschnitten. Insgesamt haben wir bei unserem Instrument acht solcher Anbindelöcher. Eine Besonderheit ist die enge und vielfache Umwicklung mit Lederriemen, als ob man einen Ersatzriemen aufgewickelt hätte. Tatsächlich hilft diese Umbindung in der Mulde des Doppelkonus, die Spannung erheblich zu erhöhen und zu stabilisieren. Vor dem Spiel wird ein mehr oder weniger großes Stück Stimmpaste auf das große Fell gegeben, um einen resonanten Klang zu erhalten.
Unser Instrument entspricht etwa dem omele-abo-Typus, der größeren der begleitenden bàtá-Trommeln. Nur Meistertrommler dürfen die drei bàtá-Trommelgrößen iya ilu, omele und kundi im Ensemble zur Ehrung verschiedener Yoruba-Gottheiten spielen, wobei Sango als die Gottheit angesehen wird, die bàtá kreiert hat. Kleine Schellen und Glöckchen werden gelegentlich an das Korpus angebunden und geben ein klingelndes Geräusch, da die Spieler sich zu den Rhythmen tänzerisch bewegen (ebenso auch bei den großen dundun-Sanduhrtommeln, s. u.). Eine Besonderheit ist der Anschlag mit einem breiten Lederstreifen am kleineren Fell, was einen peitschenden Klang erzeugt, während auf dem größeren Fell die linke Hand die tief klingenden Grundschläge ausführt. Mit den afrikanischen Sklaven kam die bàtá-Trommeltradition auch nach Amerika, wo sie besonders im afrokubanischen lucumí-(santería-)Kult ein wichtiger ritueller Bestandteil ist.
[Ausst.-Kat. Afrikanische Musikinstrumente, hrsg. Gerhard Kubik, Moya Aliya Malamusi, András Varsányi, Berlin 2014, S. 152 f.]
Creditline
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
Zitiervorschlag / Permalink
Yoruba, bàtá, omele abo (?) – Zweifellige Konustrommel mit U-Spannung, vor 1961, Holz, Fell, Lederriemen, |, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Musik
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/objekt/bata-omele-abo-zweifellige-konustrommel-mit-u-spannung-10019578