Name
Münchner Marionettentheater Jüdischer Künstler
Lebensdaten
1934–ca. 1937
GND-Nr.
Biografie
Das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 bot eine Handhabe, Jüdinnen und Juden aus öffentlichen Ämtern zu entfernen und städtische und staatliche Institutionen personell gegen diese abzuriegeln. Zudem verweigerte das "Reichskulturkammergesetz" vom 22. September des gleichen Jahres und darauf folgende Zusatzverordnungen jüdischen Künstler*innen die Mitgliedschaft in dieser berufsständischen Zwangsorganisation, was einem Berufsverbot gleichkam. In Reaktion auf diese Maßnahmen entstand im Juli 1933 in Berlin der "Kulturbund Deutscher Juden" (1935 in "Jüdischer Kulturbund" umbenannt). Diese Organisation stellte eine von den Nationalsozialisten angeordnete Zwangsvereinigung dar, in der die begrenzte Berufsausübung jüdischer Künstler*innen im Rahmen geschlossener Veranstaltungen für ausschließlich jüdisches Publikum ermöglicht wurde. Wie zur gleichen Zeit für Liesel Simon in Frankfurt am Main, bot der zum 9. Februar 1934 entstandene "Jüdische Kulturbund in Bayern, Ortsgruppe München" Arbeitsmöglichkeiten im Rahmen von Vorträgen und Arbeitsgemeinschaften, Konzert- und Theateraufführungen sowie Kunstausstellungen.

Das "Münchner Marionettentheater Jüdischer Künstler" war Teil des Kulturangebots und ging hervor aus einem Freundeskreis um die Malerin Maria Luiko (Marie Luise Kohn, geboren 1904 in München, 1941 deportiert und in Kovno / Litauen ermordet). Sie versammelte um sich ein hoch qualifiziertes Ensemble aus Opernsolist*innen und Kammersänger*innen, bildenden Künstler*innen und Schauspieler*innen, die alle vor 1933 in München öffentlich gewirkt hatten. Zwischen 1934 und März 1937 entstanden fünf Schauspiele und drei einaktige musikdramatische Inszenierungen, zu denen Maria Luiko die Puppen und die Bühnenbilder in teils skurril überzeichneter, teils expressionistischer Bildauffassung entwarf. Die Marionettenköpfe glichen plastisch gestalteten, bemalten Leinwänden, auf denen in kräftigen Rot-, Gelb- und Blautönen die Typen der Opern und Singspiele herausgearbeitet wurden, während gelbgrüne und graubraune Farben für die stilisierten, in religiöser oder milieuverhafteter Verinnerlichung verharrenden Gestalten der ostjüdischen Dramen benutzt wurden.

Aufführungen sind bis Anfang 1937 belegt. Von der Marionettenbühne haben sich 49 Figuren in der Sammlung Puppentheater des Münchner Stadtmuseums erhalten.

Weitere Werke (49):